SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

14FEB2009
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Einige meiner Freundinnen haben es schon hinter sich, manche sind mittendrin und ich komme ganz sicher auch nicht drumherum: die Wechseljahre. Ein ganz schöner Einschnitt, der mich auch unsicher macht. Wie werde ich mich verändern? Bleibe ich für meinen Liebsten attraktiv? „Auch wir Männer haben Wechseljahre“ sagt er und nimmt mich in den Arm. „da müssen wir alle durch. Das schaffen wir zwei schon.“
Am liebsten möchte ich die Zeit anhalten. Aber mein Körper macht mir klar: Ich verändere mich, ob mir das nun gefällt oder nicht. Wenn alles wechselt: was gibt mir Mut in den Veränderungen meines Lebens? Wie bleibe ich für mich selbst und andere liebenswert?
Mir hilft die Erinnerung an meine Großmutter. Sie hat in ihrem Leben einige Veränderungen mitmachen müssen, privat und gesellschaftspolitisch, ihre Wechseljahre waren dabei sicher noch die harmlosesten.
Sie hätte so gerne studiert, ein Bild von ihr in der Grundschule gibt es, sie ist die ganz Eifrige vorne links, blitzgescheit, klüger als ihre Geschwister, das Abitur aber durfte nur ihr Bruder machen, und der ist im Krieg gefallen.
Auch ihr Ehemann ist früh gestorben, darunter hat sie sehr gelitten.
Meine Großmutter hat jeden Abend vor dem Einschlafen gebetet. Das hat sie mir oft erzählt, wie wichtig ihr das war. Ich glaube, das war ihr Geheimnis. Sie hat sich von Gott geliebt, sich betend bei ihm geborgen gefühlt. Sie hat Gott vertraut, dass er sie liebt, durch alle Veränderungen ihres Lebens hindurch. Das hat ihr auch geholfen, mit dem Tod geliebter Menschen fertig zu werden: als ihr Bruder fiel, ihr Mann starb. Sie hat auch nach solchen Verlusten neue Lebensperspektiven für sich entdecken können.
Meine Großmutter hat gebetet, und das hat sie stark gemacht und auch unabhängig. Geklammert hat sie nie, vielleicht sind wir deshalb immer gerne zu ihr gegangen.

Manchmal fällt es mir schwer, ein so großes Gottvertrauen zu haben. Ich habe Angst, die Menschen zu verlieren, die ich liebe, habe Angst, selbst nicht mehr liebenswert zu sein, fürchte mich vor den Veränderungen des Lebens, um die doch kein Mensch herumkommt. Aber ich ahne: Wenn ich mich an das klammere, was ist, hilft mir das nicht weiter. Klammern darf ich mich an Gott und darauf vertrauen, dass ich mich mit seiner Hilfe verändern darf und dank seiner Liebe ich selbst bleibe und liebenswert - durch alle Wechsel meines Lebens.
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