SWR1 3vor8

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4. Sonntag im Jahreskreis B

„Geld allein macht nicht glücklich“ – stimmt. Aber ich kann diesen Spruch nicht mehr hören. Sagen das doch immer wieder Politiker und reiche Leute, wenn sie uns mal wieder Mut machen wollen, dass wir uns nicht allzu viele Sorgen machen sollen. Die können ja gut reden. Zynisch wird es allerdings, wenn das Leute sagen, die jeden Bezug zum Geld und zu den Anliegen der Menschen verloren haben. Mit den Sorgen ist nicht jenes Jammern und Klagen gemeint, worin wir Deutschen gelegentlich Europameister zu sein scheinen. Gemeint sind auch nicht die, die aus jedem Wehwehchen ein Drama machen oder aus jeder Mücke einen Elefanten. Aber es gibt berechtigte Sorgen. Wenn eine Familie mit dem Lohn nicht mehr über die Runden kommt. Sorgen um die Gesundheit, um den Arbeitsplatz, um die Zukunftschancen der Kinder. Und dann ist heute in den katholischen Gottesdiensten dieses Wort vom Apostel Paulus zu hören: „Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen.“ – Paulus scheint in das gleiche Horn zu blasen, um uns zu beschwichtigen. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass er das tut. „Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen.“ – In diesem Satz entdecke ich zweierlei. Paulus steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Wirklichkeit. Er kennt und sieht die Sorgen der Menschen seiner Zeit. Viele sind krank, sozial verelendet, religiös verunsichert. Diese Sorgen will er nicht übersehen, kann sie ihnen aber auch nicht einfach nehmen. „Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen.“ – Ich glaube, Paulus möchte Menschen Mut machen, die sich zu sehr mit Sorgen quälen, sich darin verstrickt haben. Drei Gedanken dazu:Ich möchte die schönen und guten Stunden nicht ausklammern. Ich möchte auch nicht gleich an schlechtes Wetter denken, wenn gerade die Sonne scheint. Ich möchte mir – so gut es geht - den Humor bewahren. Er bewirkt oft wahre Wunder. Von Herzen lachen können – das erweist sich immer wieder als wirksames Mittel, mit Sorgen besser umzugehen. Auch wenn es nur ein Lächeln ist, aus dem Zuversicht und Hoffnung spricht. Mir Sorgen machen schließt nicht aus, dass ich trotzdem einen kühlen Kopf behalte. Manche Probleme haben eine Lösung, andere lassen sich nicht lösen. Mich Freunden anvertrauen, Menschen, die zu mir stehen – und warum nicht? – mich Gott anvertrauen. Das lässt mich vielleicht gelassener mit manchen Sorgen umgehen und das annehmen, was nicht gelöst werden kann. Das wünsche ich vor allem denen, die in einer schweren Situation wirklich Trost brauchen und viel Mut. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5367
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