Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In diesem Jahr wird der 500. Geburtstag von Johannes Calvin gefeiert. Calvin hat auf seine Weise den Protestantismus geprägt. Er gibt bis heute mit seinem entschiedenen und konsequenten Denken und Glauben Impulse für die Christen.
1509 in Frankreich geboren hat sich der hervorragende Gelehrte schon mit Anfang 20 der Reformation zugewendet. Die Lehre Martin Luthers, dass sich die Christen ganz und gar am Evangelium und an keiner anderen Autorität orientieren sollen, hat sein freies Denken begeistert. Er hat deshalb eine Glaubenslehre in Französisch verfasst. Anfangs war das im Grunde eine Übersetzung der Gedanken Luthers, aber mit der Zeit stellte Calvin im-mer deutlicher heraus, was ihm besonders wichtig war. In Genf entstand auf seine Anre-gungen hin eine christliche Gemeinde, die sich ganz und gar an den Weisungen der Bibel orientieren sollte. Bis heute hat sich Calvins Art und Weise, die Dinge zu sehen, über die ganze Welt verbreitet.
Damals waren die Lebensverhältnisse der Menschen ziemlich herunter gekommen. Des-halb war für Calvin besonders wichtig: Was Christen glauben, kann und muss darin sicht-bar werden, wie sie miteinander leben. Die Menschen sollen erleben, wie das Leben bes-ser und erfreulicher wird, wenn sie sich an den Anweisungen der Bibel orientieren und sich gegenseitig unterstützen und stärken. Dann werden sie Freude am Leben haben und erkennen, dass Gott es gut mit ihnen meint.
Calvin richtete einen Ältestenrat ein, der helfen sollte, dass es in der Gemeinde wirklich so zugeht, wie es unter Christen sein soll. Natürlich gab es auch in Genf Ehestreitigkei-ten, Streit unter Geschäftsleuten, Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern. Der Ältestenrat versuchte, zu schlichten und zu vermitteln. Wenn es gar nicht anders ging, drohte man auch damit, die Streitenden aus der Gemeinde auszuschließen. So et-was, fand man damals, darf es einfach unter Christen nicht geben.
Glücksspiel, Alkohol und Tanzen hat man kurzerhand verboten, weil man erlebte, wie Menschen sich in Abhängigkeiten verloren und wie viel Unglück dadurch entstand.
Manches daran scheint einem heute eng und unfrei. Aber ich finde, die Frage bleibt bis in dieses Calvinjahr und darüber hinaus: Wie steht es eigentlich mit der Konsequenz der Christen heute? Wäre es vielleicht leichter, Halt zu finden, wenn wir unseren Glauben konsequenter leben würden?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5354
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