Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer am meisten weiß, wird Millionär. Wer am stärksten ist, gewinnt. Wer die meiste Aus-dauer hat, wird sich am Ende durchsetzen.
Man könnte meinen, das sei ein Naturgesetz. Ist es auch. So ist die Natur. Das hat Charles Darwin entdeckt. In diesen Tagen wird überall an ihn erinnert, weil er vor 200 Jahren geboren wurde. In einer natürlichen Auswahl kommen nur die Fittesten weiter, die am besten gerüstet sind für die Anforderungen des Lebens.
Darwin hat das an Vögeln, an Echsen und Affen gezeigt. So ist die Natur. Aber müssen die Menschen auch so sein? Manche behaupten das, vor allem die, die sich stark fühlen und fit. Nur die Stärksten können überleben, sagen sie und rechtfertigen damit den rück-sichtslosen Wettbewerb in der Wirtschaft und die Herrschaft der starken Nationen über die Schwächeren.
Aber was ist das für eine Welt, die nach diesem Gesetz funktioniert? Die, die mit einem Handikap zur Welt gekommen sind oder durch einen Unfall geschädigt, die hätten dann eigentlich kein Lebensrecht. Die keine Chance haben, aufzusteigen, die können nichts vom Leben erwarten. Und die, die oben sind, müssen Angst haben, dass ihnen irgendein Fehler unterläuft. Wenn sie stolpern, dann kommen sie unter die Räder. Dann ist ihr Le-ben nicht mehr viel wert.
Jesus hat das Leben anders beschrieben. Wie man denn ewiges Leben erlangt, hat ihn einer gefragt, also Leben, das Bestand hat und nicht irgendwann wertlos wird. Und Jesus hat von einem Mann erzählt, der seine Pflichten und seine Bedenken zurück gestellt hat und bei einem anderen stehen geblieben ist, der unter die Räuber gefallen war. Wahr-scheinlich war der zu schwach gewesen, sich zu wehren. Dem half der barmherzige Sa-mariter mit persönlichem Einsatz und mit Geld wieder auf die Beine. Jesus hat dem Mann, der ihn nach dem ewigen Leben gefragt hat, geantwortet: Geh hin und mach es genauso. So kann dein Leben bestehen.
Leben hat nur da Bestand, wo die Starken für die Schwachen eintreten. Wo Menschen miteinander nach Wegen suchen und einander das Leben leichter machen, da hat ihr Le-ben einen Wert. Vielleicht ist das nicht natürlich. Aber es ist menschlich. Und vielleicht auch klug: sogar bei „Wer wird Millionär?“ gewinnt am Ende, wer einen anderen anrufen kann, der ihm hilft und ihm rät.
Charles Darwin hat die Naturwissenschaft sicher ein Stück weiter gebracht. Aber die sich auf ihn berufen und meinen, so sollen Menschen zusammen leben, die machen aus der Welt einen Kampfplatz. Ich finde, dem sollten Christen widersprechen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5352
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