Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein anderer Mensch werden: viele möchten das. Sie fühlen sich eingeschränkt und behin-dert durch bestimmte Eigenschaften, Gewohnheiten und oder Schwächen. Sie wären gern ganz anders.
Andere fürchten, dass sie sich ändern müssen. Ihre Lebenssituation ändert sich. Wie soll ich mich da zurecht finden, fragen sie. Dazu müsste ich ja ein ganz anderer Mensch wer-den. Womöglich aufgeben, was mir lieb geworden ist. Das kann ich nicht. Das will ich auch nicht.
Die Bibel erzählt von einem klugen Mann namens Nikodemus (Joh 3), der hatte genug Lebenserfahrung, dass er sagen konnte: Das geht nicht. Man kann nicht ein anderer Mensch werden. Man kann ja als Erwachsener nicht zurück in den Leib seiner Mutter, um noch einmal geboren zu werden. Nur wenn das ginge, könnte man noch einmal neu an-fangen. Aber das geht nicht und das Leben ist deshalb so etwas wie ein Fortsetzungsro-man: manchmal beginnt ein neues Kapitel, aber das was vorher war, das bestimmt den Gang der Handlung. Ein anderer Mensch werden: das kann man nicht.
Diesem Nikodemus sagt Jesus: Doch das geht! Menschen können anders werden. Wie neu geboren. Sie können über ihren Schatten springen. Sie können zum Beispiel groß-herzig sein und freundlich, wo sie vorher meinten, sie müssten sich bissig und aggressiv vor der ganzen Welt schützen. Und sie werden erleben, wie Gottes gute Welt für sie an-fängt.
Nikodemus bleibt skeptisch. Er hat wahrscheinlich schon erlebt, wie schwer das ist. Man kommt einfach nicht raus aus seiner alten Haut. Ein anderer Mensch werden, das ist eine Überforderung, die einen zur Verzweiflung treiben kann.
Aber Jesus sagt, was helfen kann. Ein bisschen geheimnisvoll klingt, was er sagt, aber Nikodemus damals hat ihn wohl verstanden. Durch Wasser und Geist, sagt Jesus, kann man neu geboren werden. Und dann kann alles neu beginnen.
Wasser und Geist? Nikodemus damals wusste, dass Jesus von der Taufe sprach: Durch die Taufe wird einem Menschen versichert: Du bist Gottes Kind. Gottes Kind, das neu an-fangen kann, wenn etwas schief gegangen ist. Weil Gottes Kinder sich nicht aufgeben müssen. Denn Gott steht hinter ihnen. Wie ein guter Vater hinter seinen Kindern steht und ihnen einen neuen Anfang möglich macht. Wie ein Vater seinen Kindern etwas zu-traut und sie motiviert. So steht Gott hinter seinen Söhnen und Töchtern. Sein Geist be-flügelt die, die sich aufgeben wollen. Die sagen: es hat keinen Sinn. Ich schaffe das nicht.
Ich glaube, dass alle Menschen Kinder Gottes sind. Und wer ihn um seinen Geist bittet und sich für seinen Geist öffnet – der wird sich fühlen wie neu geboren.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5351
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