Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Dass Gott sich zeigt, viele Menschen hoffen darauf. Dann wird alles klar sein, hoffen sie. Dann weiß ich, woran ich mich halten kann. Dann kommt alles in Ordnung. Aber er zeigt sich nicht, sagen sie. Wer weiß, ob es ihn überhaupt gibt. Und sie fühlen sich unsicher und allein gelassen.
Dass Gott selber sich zeigt, manche Leute – wenige – erzählen, dass sie das erlebt ha-ben. Leute vor allem, die dem Tod schon ganz nah waren. Von Licht erzählen sie und von Wärme, die einen anzieht, davon, dass alles ganz leicht ist und klar und gut. Keine Angst hätten sie gehabt, sagen sie, keinen Schmerz gespürt – nur Licht und Wärme eben. Da war Gott schon ganz nah, glauben sie. Und eigentlich hätten sie gar nicht mehr zurück gewollt.
Licht und Klarheit und Wärme: davon haben auch drei der Jünger Jesu erzählt. Sie waren mit Jesus auf einen Berg gestiegen und haben gesehen, was unglaublich klingt. Jesus in strahlendem Licht, hell und warm wie die Sonne und große Menschen der Vergangenheit bei ihm (Mt 17,1-9). Anscheinend haben sie gespürt: hier ist Gott ganz nah. Hier ist alles überstanden, was uns bedrückt und was uns Angst macht. Hier gibt es keine Fragen mehr und keine Sorgen. Hier ist es gut. Deshalb möchten sie diesen Moment festhalten, und mit ihnen Gottes Licht, die Wärme seiner Liebe, die Klarheit, die allen Fragen ein En-de macht. Lass uns Hütten bauen, sagen sie. Dann können wir hier bleiben. Dann brau-chen wir nicht zurück in unseren Alltag.
Da hören sie Gott selber reden. „Dies ist mein lieber Sohn“, hören sie ihn über Jesus sa-gen. „Den sollt ihr hören!“ Nicht ihn sehen. Nicht Hütten bauen, damit er für immer so bei ihnen bleibt und die ganze Welt unwichtig scheint. Hören sollen sie ihn. Hören, was er sagt. Wovon er redet. Auf ihn hören.
Ich kann mir nicht gut vorstellen, was sie dort oben erlebt haben. Es war ja dann auch wieder vorbei und passierte nie wieder und konnte und sollte nicht bleiben. Aber sie ha-ben davon weiter erzählt und besonders diesen Satz weiter gegeben: „Den sollt ihr hö-ren!“
Kann das nicht heißen: Wo ich auf Jesus höre, da ist Gott ganz nah? Wo ich auf Jesus hö-re, da kann die Welt Gottes spürbar werden? „Selig sind die Sanftmütigen“ hat Jesus zum Beispiel gesagt. „Eines Tages wird ihnen die Welt Gottes gehören.“ Ich will versuchen, darauf zu vertrauen: Wenn Menschen sanft miteinander umgehen, freundlich und ein-fühlsam und nicht herrisch und heftig, dann ist Gott schon ganz nah. Und manchmal kann man es spüren.
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