Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Angst erzeugt Angst. Angst haben und Angst machen. Beides sind „Fallen“ in die einer geraten kann, der Verantwortung für andere Menschen und für eine Sache hat. Dann, wenn ängstliche Personen in Führungsämter kommen, gibt es in der Regel zwei Muster:
Entweder sie verschleppen Entscheidungen aus Angst, oder sie regieren autoritär.
Wer notwendige Entscheidungen verschleppt, hat Angst etwas falsch zu machen oder hat die Angst, jemandem wehzutun oder jemanden zu übergehen, Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte.
Oder ängstliche Personen ergreifen die Flucht nach vorne und sind autoritär. Sie leben oft in der Angst, ihre Autorität und Macht zu verlieren. Dabei merken sie selbst nicht einmal, dass ihre geheime Antriebskraft eben diese Angst ist. Aber die anderen sehen es an den Schweißflecken unter den Achseln oder der aufkommenden Nervosität vor bestimmten Sitzungen oder Präsentationen.
Angst löst in der Regel den Selbsterhaltungstrieb aus. Jeder ist zunächst sich selbst der Nächste und versucht seine eigene Haut zu retten.
Angst als Machtmittel versucht Untergebene gefügig zu machen und sie einzuschüchtern. Das „Schmiermittel Angst“ erzeugt ein emotional schlechtes Klima.
Mit Angst geführte Menschen entfalten nicht ihr kreatives Potential, sie sind wenig motiviert und die Arbeitsleistung sinkt.
Es ist kein Lob für einen Vorgesetzten, wenn es heißt: „Er hat Angst und er macht Angst.“
Wie kann aber ein von Angst beherrschtes Arbeitsklima verbessert werden?
Vertrauen schaffen. Vertrauen schaffen durch offene Kommunikation und eine offene Fehlerkultur. Das heißt, offen ansprechen, was erwartet wird, was man befürchtet und welche Fehler man gemacht hat. Wer arbeitet macht Fehler, wer viel arbeitet macht mehr Fehler, wer gar keine Fehler macht ...na ja, der lernt es nie, dass Menschen keine Maschinen sind.
Wenn ich zu den eigenen Schwächen stehen kann und auch die Schwächen anderer zulassen kann, setzte ich einer Angstkultur etwas entgegen. Wenn ich lobe, was gut ist, und anerkenne, wo ein anderer Außergewöhnliches leistet. Es braucht Mut, Ängsten nicht zu schnell nachzugeben und es braucht Mut risikobehaftete Entscheidungen trotzdem zu treffen.
Es gibt kaum ein schöneres Lob für einen Vorgesetzten, als:
„Er hat keine Angst und er macht keine Angst, er wird weder von Angst regiert noch regiert er mit Angst.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5314
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