Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es gibt Menschen denen scheinen Schicksalsschläge nichts auszumachen. Schon nach kurzer Zeit erholen sie sich von Verlusten, Unfällen, Katastrophen und anderen negativen Erlebnissen.
Sie wachsen sogar daran! Wie lässt sich das erklären?
Wie können sich Menschen trotz widriger Umstände positiv entwickeln?
Die Psychologin Emmy Werner hat über 4 Jahrzehnte Menschen begleitet, die unter schwierigsten Bedingungen aufwuchsen. Ein Teil der Kinder entwickelte sich erstaunlich positiv. Sie waren erfolgreich in der Schule, gründeten Familien und waren in das soziale Leben eingebunden. Keiner wurde arbeitslos oder geriet mit dem Gesetz in Konflikt.
Emmy Werner nennt drei Schutzfaktoren, die diese positive Entwicklung begünstigten:
Die Kinder fanden Halt in einer stabilen Vertrauensperson, die ihnen das Gefühl vermittelte etwas Wert zu sein. Diese Vertrauensperson war oft auch außerhalb der Familie. Die Person zeigte ihnen, wie Probleme konstruktiv gelöst werden können. Zweitens wurden diese Kinder früh gefordert, mussten sie etwas leisten. Sie entwickelten Verantwortung für sich und andere. Die Sorge für kleinere Geschwister zum Beispiel konnte eine solche Aufgabe sein. Und drittens reagierten diese Kinder eher ruhig, waren weniger leicht erregbar. Trotzdem lebten sie nicht zurückgezogen, sondern gingen offen auf andere zu und bekamen sogar Respekt von Gleichaltrigen für ihr soziales Engagement.
Es sind also individuelle und soziale Faktoren, die vor einer dauerhaften Traumatisierung schützen. Wenn es einem nicht schon als Kind bereits zur Verfügung steht, kann man es offensichtlich auch später noch entwickeln.
In bedrohlichen Situationen, wenn das Schicksal zuschlägt, hilft es, wenn ich Verantwortung nicht nur für mich, sondern auch für andere übernehme. Wenn ich mit einer Freundin oder einem Freund in Beziehung trete nach dem Motto: „Suche dir einen Freund, und sei anderen ein Freund.“ In schwierigen Situationen nicht zurückgezogen leben, sondern den Kontakt zu Menschen suchen, die ihrerseits, trotzt widriger Umstände ihr Leben gut gemeistert haben. Das geht auch über Generationengrenzen hinweg. Halt finden in einer stabilen Vertrauensperson, die mir das Gefühl vermittelt etwas Wert zu sein, die mir zeigt, wie Probleme gelöst werden können. Großeltern, Paten, Onkel und Tanten. Aber diese Vertrauensperson kann auch außerhalb der Familie sein.
„Suche dir einen Freund, und sei anderen ein Freund.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5313
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