Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mit schwierigen oder bedrohlichen Situationen umzugehen ist für Menschen ganz unterschiedlich:
Manche zerbrechen und erholen sich nicht. Andere plagen sich mühsam durchs Leben. Immer wieder schaffen sie es, aber das Leben bleibt für sie eine Last. Und dann gibt es auch die, die trotz harter Rückschläge nicht aufgeben. „Stehaufmännchen“ kann man sagen.
Diese Menschen zerbrechen nicht an Schicksalsschlägen, sie wachsen sogar daran! Warum erholen sie sich relativ schnell auch nach traumatischen Erlebnissen?
Psychologen, Mediziner und Verhaltensforscher stellten fest, dass diese psychische Widerstandsfähigkeit keine Eigenschaft ist, die Menschen zufällig besitzen. Manche haben sie mit in die Wiege bekommen, andere können es lernen. Diese Widerstandsfähigkeit, sagen die Wissenschaftler, kann in jedem Alter erlernt werden.
Menschen, die an Schicksalsschlägen nicht zerbrechen, besitzen die Fähigkeit eine Langzeitperspektive einzunehmen. Sie stellen sich dem gesamten Leben. Zum Beispiel verarbeiten sie den Tod eines geliebten Menschen besser, weil sie akzeptieren, dass das Leben, dass auch ihr eigenes Leben, endlich ist. Eine Langzeitperspektive einnehmen heißt auch, an eine gerechtere Welt zu glauben, sich dafür einzusetzen. Dass auch soziale Ungerechtigkeiten keine schicksalhaften Umstände sind, sondern dass es sich lohnt für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. In der Regel machen sie dann auch die Erfahrung, dass sie von anderen Menschen dafür Unterstützung bekommen.
Diese Fähigkeit, trotz schwieriger oder bedrohlicher Situationen die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren befähigt auch dazu, für sich selbst realistische Ziele zu entwickeln.
Unter einer Langzeitperspektive sind auch kleine Schritte Erfolgserlebnisse. Zum Beispiel auf dem Weg zum Ausbildungsziel mache ich viele kleinere Zwischenprüfungen. Eine größere Anschaffungen wird möglich, wenn ich regelmäßig kleinere Summen anspare. Eine Fremdsprache lerne ich, wenn jeden Tag ein neues Wort, eine neue Wendung dazukommt. Ein Instrument kann ich spielen, wenn ich immer wieder ein wenig übe.
Ich glaube, es hilft wirklich, wenn ich nicht mit der Erwartung dem Leben begegne, es muss jetzt und sofort alles anders und besser werden. Nur jeden Tag ein bisschen, das genügt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5312
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