SWR1 3vor8

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...Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie (seine Eltern) ihn (den 12. jährigen Jesus) im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. ... Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan?.. Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?

„Bin ich Jesus?“ habe ich als Jugendlicher manchmal frech zurück gefragt, wenn meine Mutter was von mir wissen wollte. Ich habe keine Ahnung, oder jedenfalls keine Lust, auf mütterliche Fragen zu antworten. Ich bin doch nicht Jesus.
Wo kommt diese Redensart eigentlich her?
Ich vermute, sie geht auf die Geschichte zurück, über die heute in den evangelischen Kirchen gepredigt wird.
Die erzählt vom 12- jährigen Jesus, der genau das Gegenteil von ahnungslos ist, und zwar sehr zum Erstaunen, seiner Eltern.
Sie hatten den 12 jährigen mitgenommen nach Jerusalem auf eine Pilgerreise, das halbe Land ist auf den Beinen.
So weit alles ganz normal. Dann ist das Fest vorbei, alles macht sich auf den Heimweg. Abends erst merken Maria und Josef: Jesus fehlt. Sie kehren wieder um, klappern alle Verwandten ab in Jerusalem, bei denen er sein könnte. Nach drei Tagen finden sie ihn dort, wo sie ihren 12 jährigen nie erwartet hätten. Sehen ihr Kind, wie sie es noch
nie gesehen haben. Ihr Junge ist ihnen ein Rätsel: Er sitzt im Tempel, im Haus Gottes, mitten zwischen den Religionsgelehrten, hört ihnen zu, fragt und diskutiert mit ihnen über Gott und das Leben. Dass er das kann. Und dann kommt es richtig dick:
Seine Mutter sagt zu ihm: 'Junge, warum hast du uns das angetan? Wir haben uns Sorgen gemacht.' Und er: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss im Haus meines Vaters?
Der Tempel, sein Vaterhaus? Will er damit sagen, dass Gott sein Vater ist? Seine Eltern verstanden ihren Sohn nicht. Aber schließlich geht Jesus wieder mit ihnen nach Hause. Erst fast 20 Jahre später wird sich zeigen, was für ein besonderes Verhältnis er zu Gott hat.--
„Bin ich Jesus?“ Klar, ich hatte schon recht mit dieser Redensart, dass ich nicht Jesus bin, sondern ganz anders. Andererseits: Ein bisschen ist doch jedes Kind wie dieser 12 jährige Jesus: Geheimnisvoll, eigensinnig. Und Eltern ab und zu ein Rätsel. Und noch etwas: Kinder Gottes sind unsere Kinder auch, nicht bloß die Nachkommen ihrer Eltern. Und deshalb haben sie auch ein Anrecht wie Jesus, Gotteshäuser kennen zu lernen als Orte, wo man seinem himmlischen Vater begegnen kann, auch als Kind. Und wenn sie nicht von allein auf die Idee kommen, weil sie halt nicht Jesus sind. Dann sollten Erwachsene ihnen dieses Haus zeigen, und ihnen erzählen, dass jedes Kind ein Kind Gottes ist. Finde ich. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5190
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