Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein Riesenspektakel heute Nacht! Clock Zwölf haben viele das neue Jahr mit Feuerwerk und Böllerkrachen begrüßt und darauf angestoßen. Mag schon sein, dass wir mit diesem Getöse ein wenig die bangen Fragen in unserem Herzen übertönen: Wie viele Jahre sind uns denn noch geschenkt? Werden wir an Silvester 2009 wieder fröhlich miteinander feiern? Bleiben wir gesund? Es wäre alles andere als selbstverständlich! So mancher Kranke wird in dieser Nacht geahnt haben, dass er bald seine letzte, weite Reise anzutreten hat. Werden wir in diesen lausigen wirtschaftlichen Zeiten den Arbeitsplatz behalten? Finden die Kinder den Weg in eine sichere Zukunft? - „Prosit Neujahr!“ - Aber wird denn die angekackste Beziehung tragfähig bleiben, die wacklige Ehe noch zu retten sein? Können die Verletzungen, die uns zugefügt wurden, abheilen? Werden Hass und Verbitterung überwunden durch Verständigung und Versöhnung? Wie wird sich die politische Großwetterlage entwickeln? Ganz tief drinnen rührt sich bei dieser Zeitenwende die Frage nach dem Sinn des Lebens und gibt keine Ruhe: Woher kommen wir, und wohin gehen wir eines Tages, wenn unser irdisches Leben erlischt?
Vor wenigen Monaten stand ich zum ersten Mal am Fuße des Berges Sinai und entschloss mich, in der folgenden Nacht mit einer kleinen Gruppe den Aufstieg zu wagen. Es war bitterkalt. Über uns wölbte sich ein orientalischer Sternenhimmel von fast überirdischer Schönheit. Aber der Bergpfad war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. War das ein Stolpern und Fallen. Unser Begleiter hatte uns ein Psalmwort mit auf den Weg gegeben. Wir sollten es regelrecht kauen, meinte er, es auf der Zunge zergehen lassen, und zitierte dann diesen Vers aus Psalm 119 (105): „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und Licht auf meinem Wege“.
Noch nie war mir dieser Vers so unter die Haut gegangen. So betet wohl ein Nomade, wenn er in stockdunkler Nacht einem verlorenen Tier seiner Herde nachsteigt. Ich muss gestehen –wir haben dann dem Wort Gottes doch noch mit der Taschenlampe etwas nachgeholfen.
„Herr, dein Wort sei meines Fußes Leuchte und Licht auf meinem Weg“. Seit dieser Erfahrung beim nächtlichen Anstieg zum Gottesberg Sinai wird mir dieses Wort immer wieder zum Stoßgebet.
Von Herzen wünsche ich Ihnen allen, dass Sie mit Hilfe dieser Beleuchtung, nämlich dem Wort Gottes, den Weg ins neue Jahr hinein finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5169
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