Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute ist der “Dreikönigstag“. In Erinnerung an die Weisen aus dem Morgenland, die einem Stern folgten und das neugeborene Jesuskind in Bethlehem fanden. An die drei Könige erinnern bis heute die Sternsinger, die auch in diesen Tagen wieder herumziehen und um Spenden bitten.
Die Bibel erzählt, dass einst weise Männer aus dem Morgenland - also da, wo heute Iran und Irak liegen- einem Stern folgten.
Dass es drei Könige seien, das schloss man aus den drei Geschenken. Und weil die Geschenke so kostbar waren, nahm man an, dass es sich um Könige gehandelt hat. Auch ihre Namen sind nicht wirklich bekannt. Erst ab dem 8.Jahrhundert glaubte man zu wissen, dass ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar seien.
Neben den jüdischen Hirten aus Israel ist es nicht die Amtskirche, die nach Bethlehem kommt. Es sind die Völker der Erde, Menschen aus anderen Kulturen, aus anderen Religionen. Sie kommen und sehen in dem Christuskind ihren Gott. So hat man von Anfang an diese Geschichte verstanden.
Deshalb hat man die drei Könige oft dargestellt als die Vertreter aller im Mittelalter bekannten Kontinente: Afrika, Asien und Europa. Seit dem 13. Jahrhundert war darum auch der eine König mit schwarzer Hautfarbe dargestellt: er ist der Vertreter Afrikas. Ein Mohr, wie man früher gesagt hat, also ein dunkelhäutiger Maure. Ein anderer, mit großem Turban und Kamel ist der Vertreter Asiens. So haben die Künstler klar gemacht. Jeder König steht für einen Erdteil. In ihnen kniet die ganze Welt nieder vor dem neugeborenen göttlichen Kind.
Vor dem Kind müssen sie nicht ausdiskutieren, wer von ihnen nun Recht hat und den wahren Glauben. Sie brauchen nicht dafür zu kämpfen. Sie ziehen nicht in Kreuzzüge um einander gewaltsam zu bekehren. Sie tun einfach das, was alle Menschen vor einem kleinen Kind tun, sie beugen ihre Knie. Sie schweigen und beten.
Von den alten Überlieferungen über die heiligen Drei Königen überzeugt mich das am meisten: dass sie für das friedliche Zusammenleben der Nationen und der Religionen stehen und dass sie dafür schweigen und beten.
Vielleicht ist es ja das, was den Menschen bis heute so gefällt an den Heiligen Drei Königen. Sie haben erkannt, was wichtig ist: Im Stall von Bethlehem wird nicht gekämpft und nicht diskutiert. Vor dem neugeborenen Kind wird geschwiegen und gebetet. Und das verbindet mehr, als alle Unterschiede trennen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5146
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