Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Physiker, Philosophen und Theologen diskutierten über das Thema: „Zeit – Lebenszeit – Ewigkeit“. * In einer Zeit, in der immer mehr beschleunigt wird, ist dieses Thema besonders brisant. Dazu ein paar Aussagen von Physikern: Es gibt keine universelle Zeit, keine Zeit an sich. Zeit ist ortsabhängig und geschwindigkeitsabhängig. Man unterscheidet eine „äußere Zeit“ und eine „innere Zeit“. Unter der äußeren Zeit versteht man die Uhrzeit oder das Alter in Jahr und Tag. Was die innere Zeit betrifft, da hat jeder seine eigene innere Zeit. So der Physiker Klaus Mainzer (München). Und wie unterschiedlich diese innere Zeit sein kann, das zeigen mir zwei Erfahrungen, die ich nacheinander gemacht habe. Eine Woche lang Termine, überhetzte Tagesabläufe, äußerer und innerer Druck, möglichst mehreres gleichzeitig erledigen. Ich war erschöpft und wusste nicht, wo diese Woche geblieben ist. Dann von einem Mittag bis zum nächsten Mittag: Treffen mit Freunden. Kultur und Kulinarisches, interessante Gespräche und gemeinsam feiern. Das waren „nur!“ 24 Stunden, aber es war eine schöne und erfüllte Zeit. Welche Konsequenzen möchte ich daraus ziehen? – Immer wieder: Tempo raus! Sich, anderen, den Dingen Zeit lassen. Sich Impulse für eine erfüllte Zeit gönnen. Das geht nicht immer. Aber diese Luft zum Atmen braucht jeder, immer wieder. Ich glaube, das ist wichtig, damit wir seelisch und körperlich gesund bleiben und: menschlich gesund. Und ich glaube, hier geht es nicht nur um eine Technik, mit der Zeit gut umzugehen. Das ist ein Vorgeschmack der ewigen Zeit. Einer Zeit, in der „tausend Jahre wie ein Tag sind“ (2 Petrus 3,8) – eine biblische Dimension von Zeit. Ich glaube das sind keine Hirngespinste, sondern die berechtigte Frage: Wo werden wir, was wird nach aller Zeit sein? Eine Antwort gibt die Hoffnung. Solche Hoffnung besagt auch: Das unsägliche Leiden so vieler Menschen und Tiere - das kann es doch nicht gewesen sein und vor allem nicht ewig dauern. Und: Wir haben die Chance, uns immer neu zum Guten hin zu verändern, allem menschlichen Scheitern zum Trotz. Die Welt erhält von Gott die Zeit, sich zu ändern. Und Hoffnung besagt: Die Welt, die Zeit, wir sind angelegt auf das Wunder ewigen Lebens in einer von Gott erfüllten Zeit. * Katholisches Sonntagsblatt – Das Magazin für die Diözese Rottenburg - Stuttgart, Nr. 45, 9. Nov. 2008, S.25
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5049
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