SWR1 3vor8

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Himmel und Erde werden vergehen. Aber meine Worte werden nicht vergehen.

„Das vergeht wieder!“ hat meine Mutter gesagt, wenn wir uns als Kinder das Knie aufgeschürft hatten oder in den Finger geschnitten. Davon sind zwar die Schmerzen nicht gleich verschwunden. Aber irgendwie hat es doch geholfen. Denn es hat in Aussicht gestellt: Es hört bald auf weh zu tun. Und es war eine Beruhigung, vielleicht mehr für Mutter als für uns Kinder: Das ist nicht so schlimm. Das vergeht wieder.
Dahinter steckt ja wohl, was ich als Kind noch nicht wusste: Die Erfahrung, dass manche Dinge eben nicht vergehen. Es stimmt nicht, dass die Zeit alle Wunden heilt. Der Schmerz verändert sich natürlich. Aber er bleibt und vergeht eben nicht. Jetzt, wo ich selbst älter geworden bin, weiß ich das auch.
Und so gesehen, finde ich es sehr tröstlich, was heute in den evangelischen Gottesdiensten zur Sprache kommt. „Himmel und Erde werden vergehen.“ Im Lukasevangelium ist aufgeschrieben, dass Jesus das mal gesagt hat. Alles wird vergehen: mein Kummer und die Schmerzen, was ich verkehrt gemacht habe und was ich versäumt oder nicht richtig hingekriegt habe. Irgendwann wird das alles nicht mehr wichtig sein. Dann muss es mich nicht mehr belasten. Und auch das, was in unserer Welt eigentlich kaum zu ertragen ist. Dass die einen hungern und die anderen alles im Überfluss haben, dass Menschen aus Gier und Selbstsucht andere ausbeuten und erniedrigen. Das wird irgendwann vorbei sein. Einmal werden alle an einem Tisch sitzen. Gott sei Dank.
Jesus hat damit denen, die leiden mussten und Kummer hatten, eine neue, eine gute Zeit angekündigt. Er hat den Menschen erfreuliche Aussichten gemacht. Die Welt wird neu werden, und alles wird in Ordnung kommen, was jetzt noch so weh tut. Deshalb muss niemand Angst haben vor der Zukunft Gottes. Denn, hat Jesus gesagt: „Meine Worte werden nicht vergehen.“ Etwas bleibt bestehen. Es gibt etwas, an das ich mich halten kann. Schon jetzt, wenn mich mein Kummer drückt.
Was das für Worte sind, die einem neue, gute Aussichten machen können? Zum Beispiel: „Selig sind, die Leid tragen – die sollen getröstet werden.“. Oder: „Selig sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten – sie sollen satt werden.“ Einmal wird Gott zurecht rücken und in Ordnung bringen, was Ihnen und mir auf der Seele liegt. Dann muss niemand mehr traurig sein und keiner sich verlassen fühlen.
Und auf einmal geht es mir wie damals mit dem aufgeschürften Knie, ich kann trotz allem ein bisschen lächeln. Weil Mutter sagt: „Das vergeht wieder.“ https://www.kirche-im-swr.de/?m=4999
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