Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Jeden Samstag steigt bei vielen Menschen die Temperatur. Bei Männern vor allem, aber auch immer mehr Frauen können es kaum abwarten, dass es halb 4 wird. Sie fiebern dem Anpfiff in den Fußballstadien entgegen wie Kinder den Weihnachtsgeschenken. Sie haben dieses Fieber noch nie gespürt? Dann haben Sie hoffentlich etwas Anderes, bei dem Ihre seelische Temperatur steigt. Jeder Mensch braucht etwas, wofür er sich mit Leib und Seele begeistern kann.
Obwohl, eines muss einem klar sein: Das Fußballfieber ist - wie jedes Fieber- nicht ungefährlich. Vor allem wenn es steigt oder gar überkocht. Da werden im Stadion auf einmal aus sonst ganz friedlichen und vernünftigen Menschen, hässlich keifende Giftschleudern. Die Schiedsrichter beschimpfen. Gegnerische Fans verbal attackieren oder sogar handgreiflich werden. Als wären die Anhänger der mit spielenden Mannschaft, eine Horde von Feinden. Als wäre Fußball so etwas wie –früher- eine Stammesfehde. Oder ein religiöser Konfessionskrieg.
Das haben wir doch glücklicherweise überwunden, dass sich Evangelische und Katholiken wegen ihrer Glaubenszugehörigkeit missachten oder piesacken. Das Religionsfieber hat sich gesenkt. Trübt nicht mehr den Verstand.
Und das Fußballfieber? Manchmal steigt es einfach zu hoch. Und zur Krankheit wird es, wenn es sogar am Montag noch nicht abgeklungen ist. Wenn Kollegen einer Firma in Baden es einen anderen übel spüren lassen, dass er VFB-Fan ist. Und umgekehrt. Spätestens dann ist es Zeit, das Fieber zu senken.
Gegen das überhöhte Religionsfieber haben damals Fairnessregeln geholfen. Die 10 Gebote z. B. Oder so ein klarer Satz wie: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.“ Evangelische und Katholiken mussten allerdings erst lernen, die anderen zu achten und zu lieben, auch wenn sie verschieden sind.
Eigentlich müssten Fußballregeln auch Fieber senkend wirken, wenn man sie nur anwendet. Auch gegenüber anderen Fans: Fairplay. Der andere wird nicht verletzt, sondern mit spielerischen Mitteln bekämpft. Der andere ist nicht mein Feind, sondern der gegnerische Mitspieler, ohne den es kein Spiel gibt. Und vor allem, der andere ist ein Mensch, genauso fußballfiebrig wie ich. Liebt halt bloß andere Farben.
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