Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Menschen helfen können, macht stolz. Darum bin ich manchmal stolz, Christ zu sein. Aus gutem Grund, finde ich.
„Brot für die Welt“ die evangelische Hilfsaktion in der Advents- und Weihnachtszeit hilft seit 50 Jahren. 1958 wurde sie ins Leben gerufen. 13 Jahre nach dem furchtbaren Ende des 2. Weltkriegs hat man in den Kirchen gespürt. Wir können froh sein, dass es uns wieder besser geht. Wir haben aber auch eine Verantwortung. Für Menschen in Asien, in Afrika.
1,8 Milliarden Euro hat „Brot für die Welt“ in diesen 50 Jahren gesammelt. Pro Jahr 36 Millionen. Ist das viel Hilfe? 1,8 Milliarden. Immerhin wurden damit 20.000 Projekte finanziert. Wenn man bedenkt, dass man in Neuguinea mit 70000 Euro zwei Schulen bauen kann, dann sind 1,8 Milliarden eine Menge. Und wenn man bedenkt, wie wenig es kostet, in Afrika einen Brunnen zu bauen. Dann sind 1,8 Milliarden viel Hilfe.
Aber wenn man dagegen hält, wie viele Milliarden in diesen selben 50 Jahren in Kriege investiert wurden, dann ist es wenig. Heulen könnte ich oder verzweifeln oder die blanke Wut kriegen, wenn ich sehe, was jetzt im Kongo mit Waffen angerichtet wird. Oder was der Irakkrieg kostet.
Trotzdem, ich bin froh, dass man als einzelner Mensch, als einzelner Christ etwas tun kann, wenn es noch andere gibt, die sich auch verantwortlich fühlen und helfen.
Noch etwas finde ich erstaunlich: 2/3 von dem Geld, das Brot für die Welt jedes Jahr sammelt, wird in Gottesdiensten in die Klingelbeutel gelegt. Aus vielen kleinen Geldbeuteln. Die Leistungsträger der Hilfe sind nicht oder nicht nur die Großen. Es sind die vielen kleinen. Die sich als Christenmenschen verantwortlich fühlen für andere.
Bin ich naiv und sind die alle naiv, wenn sie glauben und hoffen, dass unsere Welt nicht nur ein Jammertal für die meisten Menschen sein muss. Und ein Freudenhaus nur für die wenigsten?
Ja, vielleicht bin ich naiv und die vielen, die Brot für die Welt unterstützen auch. Na und! Lassen Sie uns trotzdem wieder Geld in den Klingelbeutel tun. Weil Sie sich verantwortlich fühlen, für Menschen, die Sie nicht kennen: Für eine Bauernfamilie auf den Phillipinen, für eine Mutter in Burkina Faso, für ein Straßenkind in Costa Rica.
Sind wir naiv, wenn wir glauben, dass diese Menschen ein Recht haben auf besseres Leben? Vielleicht, aber auf solche Naivität kann man stolz sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4997
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