Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal dauert es verflixt lange bis sich eine Hoffnung erfüllt. Und man braucht zähe Geduld, um an ihr festzuhalten. „Die geht doch nie in Erfüllung. Gib auf, verschwende nicht weiter Deine Kraft darauf zu hoffen.“ Solche Stimmen muss man sich dann anhören. Von anderen und manchmal auch von der eigenen Vernunft.
Heute vor 60 Jahren ist so eine lang gehegte Hoffnung der Menschheit in Erfüllung gegangen. Die Erklärung der Menschenrechte wurde unterzeichnet, von fast allen Nationen, die damals in der UNO waren. Am 10. Dezember 1948 in Paris. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren,“ heißt der 1. Satz.
Was soll daran besonders sein? Daran hat man sich doch gewöhnt. Dass die Würde des Menschen „unantastbar“ ist, wie es im Grundgesetz heißt. Und dass sie trotzdem jeden Tag auf dieser Welt tausendfach angetastet wird.
Trotzdem. Zum ersten Mal wurde vor 60 Jahren festgeschrieben, dass die Menschenwürde ein Recht ist. Ein „Recht“, das Staaten schützen müssen, das man auch einklagen kann: Jeder Mensch hat die gleiche Würde hat und Rechte. Egal ob Mann oder Frau, schwarz oder gelb, Buddhist oder Christ. Jude oder Atheist. Behindert oder nicht.
„Jeder Mensch hat die gleiche Würde.“ Geglaubt und gehofft, gedacht und geschrieben wurde das schon viel länger. Fast 300 Jahre vorher hat ein deutscher Jurist, der Pfarrerssohn Samuel Pufendorf, zum ersten Mal aufgeschrieben, dass die Menschenwürde ein Recht ist.
Und schon in der Bibel steht: „Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild.“ Und auch das gilt für alle Menschen gleich. Aber kaum ein Staat im christlichen Abendland kam deswegen auf die Idee, daraus Recht und Gesetz zu machen, das ihn bindet.
Gott sei Dank hat es aber Menschen gegeben, die zäh und geduldig daran geglaubt, darauf gehofft und dafür gekämpft haben. Sonst wäre die Menschenwürde bis heute immer noch kein Recht. Und die Menschenrechte private Glaubenssache.
Manchmal dauert es verflixt lange, bis sich eine Hoffnung erfüllt. Und es braucht zähe Geduld. Über Generationen. „Die Menschenwürde ist unantastbar.“ Bis jede Frau und jeder Mann, in jedem Land, das am eigenen Leib wirklich erleben kann, bis dahin brauchen wir noch viel Hoffnung und viel kämpferische Geduld. Aber immerhin, ein Recht ist die Menschenwürde schon.
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