Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Zeit heilt alle Wunden“, sagt man. Und manchmal stimmt das auch. Manche Enttäuschungen werden im Lauf der Zeit besser. Sie verblassen irgendwie. Tun nicht mehr so weh. Und irgendwann kann man im Rückblick vielleicht auch etwas Gutes daran erkennen.
Aber es gibt auch Wunden, die nie verheilen. Sie bleiben ein Leben lang.
Wir Christen hoffen: unsere Lebenszeit ist nicht alles und ist nicht das letzte. Irgendwann wird es noch eine andere Zeit geben. Eine Zeit, in der wirklich alle Wunden geheilt werden und alle Verletzungen vergehen.
Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, sieht Johannes diese neue Zeit in klaren Bildern. Er sagt (Offb 21): „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn die alte Erde ist vergangen.“ Und er hört, wie gesagt wird: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Denn das erste ist vergangen und Gott sprach: Siehe ich mache alles neu.“
Aber ist das nicht eine billige Vertröstung? denken Sie vielleicht. Nach dem Motto: „Haltet nur durch. Irgendwann wird es auch euch gut gehen.“
Nein, so hat Johannes es nicht gemeint. Solche Vertröstungen sind dazu da, Menschen ruhig zu halten. Dass sie sich nicht wehren, wenn ihnen Leid zugefügt wird. Das wollte er nicht. Im Gegenteil, er wollte den Menschen Mut machen.
Johannes wusste, wie brutal und schrecklich die Welt sein kann. Und er hat sich dagegen gewehrt. Er hat an seinem Glauben festgehalten, obwohl er verfolgt wurde. Und hat sich für eine bessere Welt eingesetzt. Dabei hat ihn die Aussicht auf Gottes neue Welt ermutigt. Gott will, dass es anders wird, hat er geglaubt. Und wenn wir selbst das nicht schaffen – irgendwann wird er sie uns schenken, die neue Welt ohne Leid und Tod. Das war für ihn ein großer Trost.
Mich tröstet das auch. Dass Gott sich nicht abfindet damit, dass es in unserer Welt viel Schreckliches gibt. Dass er eben nicht sagt: „Die Zeit heilt alle Wunden. Wartet nur ab.“ Sondern: „ich mache alles neu. Ich wische alle Tränen ab und tröste alle, die traurig sind. Niemand soll mehr Schmerzen haben und der Tod soll die Menschen nicht mehr auseinander reißen.“
Das wird ganz umfassend in der neuen Zeit passieren. Aber die Hoffnung darauf kann auch jetzt schon trösten.

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