Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kennen Sie das auch? Sie haben einen Fehler gemacht und wissen es ganz genau. Aber anderen gegenüber wollen Sie es nicht zugeben. Mir geht das manchmal so, wenn ich ganz sicher war, dass ich Recht hatte. Und dann stimmt es eben doch nicht. Oder wenn ich etwas falsch gemacht habe, das mir wirklich peinlich ist. Dann ärgere ich mich selbst, aber ich will es niemandem erzählen.
Dabei hilft es ja, zum anderen zu sagen: „Tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht.“ Dann ist es raus und wir können zusammen überlegen, wie wir jetzt damit umgehen. Ganz anders ist es, wenn ich nichts sage. Dann verstricke ich mich immer mehr in die Sache. Denke ständig darüber nach. Fange an mich selbst zu rechtfertigen und schließlich die Schuld beim anderen zu suchen. Und je länger ich so mit mir selbst diskutiere, desto weniger weiß ich, was jetzt eigentlich richtig ist.
Manchmal helfen mir dann ganz alte Worte. Sie gehören zum Vater Unser, dem Gebet, das Jesus seinen Freunden beigebracht hat. „Vergib uns unsere Schuld“ heißt da eine Bitte. Und die nimmt genau das auf, was ich gerade nicht sagen kann.
Diese alten geprägten Worte sind für mich wie ein Raum, in den ich hineinsprechen kann. Ein Raum, in dem nur Gott zuhört. Da kann ich sagen, was ich falsch gemacht habe, ohne dass ich bloß gestellt werde. Meine Geständnisse sind dort gut aufgehoben. Weil es keine schadenfreudigen Zuhörer gibt. Und ich bin auch geschützt. Weil ich keine Angst haben muss, dass mich einer auslacht.
Was mir dabei hilft: die Worte sind vorgegeben. Ich brauche nicht lange zu erklären, wie es zu diesem Fehler kam. Ich kann aufhören, mich selbst zu rechtfertigen. Muss einfach nur das sagen, was ich eigentlich will, aber nicht hinkriege: „Vergib mir meine Schuld.“ Wenn ich das einmal vor Gott ausgesprochen habe, dann geht es mir oft schon besser. Manchmal kann ich dann auch leichter zu jemand anderem sagen: „Entschuldige bitte!“

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