Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wir Christen haben eine andere Zeitrechnung. Zwar nicht anstelle des normalen Kalenders, aber daneben gibt es für Christen noch eine andere Zeitrechnung. Das Kirchenjahr. Der Jahreswechsel ist irgendwann Ende November oder Anfang Dezember. Das neue Kirchenjahr beginnt nämlich mit dem ersten Advent, also morgen.
Wie das kommt und was das soll? Ich erkläre mir das so: Die christliche Zeitrechnung fängt mit Christi Geburt an. Klar: erst nachdem Jesus Christus geboren war, konnte es das Christentum geben. Da niemand genau weiß, wann Jesus geboren wurde, feiern wir Christen dieses Ereignis an Weihnachten. Das ist der Zeitpunkt, von dem an die Tage länger und es also heller wird in der Welt. Mit Jesus Christus kam das Licht Gottes in die Welt glauben wir, da ist also Weihnachten ein ganz guter Termin seine Geburt zu feiern. Dann könnte also die christliche Zeitrechnung, das Kirchenjahr, mit Weihnachten anfangen.
Aber schon bald fanden die Christen, dass man so einen neuen Anfang auch gut vorbereiten sollte. Nicht nur äußerlich, mit Kochen, Backen und frisch geputzten Fenstern, sondern auch innerlich. Deshalb stellte man dem Weihnachtsfest eine vierwöchige Vorbereitungszeit voran, die Adventszeit. Zeit, um zu schauen, wo man steht mit seinem Glauben und mit seinem Leben. Und ob das noch zusammen passt, was ich glaube und für richtig halte und wie ich lebe. Oder ob das eine die schönen Gedanken für besondere Stunden sind und das andere der raue Alltag, in dem es eben anders zugeht. Wo einfach kein Platz ist zum Beispiel für Barmherzigkeit und Friedfertigkeit. Wo man sehen muss, wie man zu was kommt und dass man sich durchsetzt, weil sich sonst die anderen durchsetzen und ich das Nachsehen habe. Die Adventszeit also eine Zeit der Besinnung. Zeit für eine Bilanz über das, was ich glaube und wie ich lebe.
Warum ich Ihnen das heute erzähle? Weil so gesehen morgen ein neues Jahr anfängt. Wenn sie deshalb heute Ihren Adventskranz herrichten und die Weihnachtsbeleuchtung aufhängen: vielleicht denken Sie mal daran. Und fragen sich: wie war das eigentlich mit meinem Glauben? Was glaube ich überhaupt? Hat das, was ich glaube, eigentlich mit Advent und Weihnachten zu tun? Welche Rolle spielt dieser Jesus in meinem Denken und Glauben, dessen Geburt wir da feiern? Und wie passt das, was ich glaube zu dem, wie ich lebe? Zum Jahreswechsel gewissermaßen ein Rückblick wie an Silvester. Und vielleicht auch ein Ausblick: wäre nicht an manchen Punkten ein neuer Anfang gut für mich?
Ich wünsche Ihnen dazu gute Gedanken, eine gesegnete Adventzeit und, ach ja: ein gutes Neues Kirchen-Jahr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4922
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