Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Im Mai reden alle von Liebe. Im November tut das kein Mensch. Da ist es anscheinend zu kalt, zu grau und zu kahl für die Liebe. Dabei bräuchte man sie da besonders, denn nichts wärmt einen besser als Liebe und nichts kann einen trüben Tag so aufhellen.
Gibt es im November keine Liebe? Es ist wahr, was im Mai begonnen hat – im Mai des vergangenen Jahres oder im Mai des vergangenen Lebens – das wird irgendwann grau und kühl und manchmal auch unfreundlich. Das richtet sich zwar nicht nach der Jahreszeit, sondern mehr nach der gefühlten Liebe. Aber die Enttäuschung ist trotzdem groß und tut weh. Wie im November, wenn man traurig ist, dass der Sommer lange her und sogar der goldene Oktober schon vorbei ist.
Es ist wohl so, auch in der Liebe gibt es Jahreszeiten. Wer nicht mehr 17 ist, wo man noch Träume hat, der weiß das. Muss man sich damit abfinden, dass man irgendwann anfängt zu frieren?
Vielleicht hilft es ja, sich an den zu wenden, der die Quelle der Liebe ist. Die Bibel sagt, das ist Gott. Und dass Gott bei all denen ist, die lieben und sich nach Liebe sehnen. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen.“ (Rö 5,5) hat der Apostel Paulus an die ersten Christen geschrieben. Die kann man allerdings vertrocknen lassen, die Liebe, dann wird alles dürr und trocken, wie das Laub im Herbst. Aber, ich glaube, man kann Gott sein Herz auch wieder hinhalten. Ihn bitten: fülle mein Herz neu mit Liebe. Vielleicht ist das das richtige für den Herbst – das ist ja die Zeit, in der es viel regnet, damit es genügend Feuchtigkeit gibt für das nächste Jahr.
Den Leuten in Korinth übrigens gibt Paulus auch einen Tipp, was sie selber tun können, damit die Liebe sich erneuert: „Seht zu,“ schreibt er, „dass alles in Ordnung kommt und haltet fest, was ich euch gesagt habe. Steht zusammen und haltet Frieden. Dann wird Gott bei euch sein, der Liebe ist und Liebe gibt.“ (2. Kor 13,11; Übersetzung Jörg Zink)
Seht zu, dass alles in Ordnung kommt. Im November wird es endgültig Zeit, aufzuräumen. Wer einen Garten hat, weiß das. Vielleicht gilt das auch für eine Beziehung, die sich wie November anfühlt. Wenn einem daran liegt, dass da wieder was wächst, dann sollte man Frieden halten, zusammen stehen und die Dinge in Ordnung bringen, die mit der Zeit verlottert und verschlissen sind. Das ist manchmal mühsam. Aber es lohnt sich. Denn im November ist ja nicht alles zu Ende. In 6 Monaten ist wieder Mai. Im Kalender jedenfalls – warum nicht auch in der Liebe?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4920
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