Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Endlich in den eigenen vier Wänden wohnen. Das scheint für viele ein Grund zu sein, sich eine Wohnung zu kaufen oder ein Haus zu bauen. Sich selber eine Heimat schaffen. An einem Ort ankommen und da für immer bleiben können. Das wünschen sich viele.
Auf der anderen Seite müssen viele Leute diese Heimat auch wieder verlassen. Da ziehen Eltern in eine kleinere Wohnung um, weil das Haus zu groß ist, seit die Kinder weg sind. Oder alte Menschen müssen ihren Haushalt auflösen, weil sie nicht mehr alleine leben können. Was bleibt für sie von ihrem Zuhause bestehen?
Und was ist mit denen, die nicht im Traum daran denken können, sich Eigentum zu erwerben? Wo finden sie ihre Heimat?
Dahinter steht die Frage: wie weit ist das Zuhause an einen Ort gebunden? Und was kann ich mitnehmen von meiner Heimat, wenn ich woanders hingehe?
In der Bibel haben viele Menschen immer wieder den Ort gewechselt. Sie haben mit ihren Tieren in der Natur gelebt oder sind wie Jesus von Ort zu Ort gezogen.
Abraham ist einer von ihnen. Er ist als Viehhirte sein Leben lang herum gezogen. Erst im Alter hat er sich zur Ruhe gesetzt und im Kreis seiner Familie ein Zuhause gefunden.
Aber dann zieht er plötzlich wieder los. Gott ruft ihn. Er soll in ein anderes Land gehen, das Gott ihm zeigen wird. Und dort wird aus seiner Familie ein großes Volk entstehen. Das hat Gott ihm versprochen.
Abraham geht tatsächlich los. Obwohl er wirklich schon alt ist. Er lässt seine Heimat hinter sich. Nimmt nur seine Familie und seine Tiere mit. Und verlässt sich darauf, dass Gott mit ihm geht.
Für Abraham scheint Heimat eben nicht an einen bestimmten Ort gebunden zu sein. Er nimmt das, was ihm wichtig ist, einfach mit: seine Frau und den Neffen und seine Tiere. Aber vor allem nimmt er etwas mit, was ihm keiner nehmen kann: sein Vertrauen auf Gott.
Er sicher ist, dass Gott ihn begleitet und ihm auch anderswo hilft. Darum kann er auch im hohen Alter noch mal aufbrechen. So verstehe ich sein Verhalten.
Und ich glaube, es lohnt sich, diesen Gedanken sozusagen in mein eigenes Zuhause mit ein zu bauen: Das Vertrauen auf Gott und die Beziehung zu anderen Menschen: die sind nicht an einen Ort gebunden. Die bleiben auch, wenn ich woanders neu anfangen muss. Das ist meine Heimat zum Mitnehmen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=492
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