Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mittwoch, der 19. November. Was heute ein gewöhnlicher Arbeitstag mitten in der Woche ist, war früher mal ein gesetzlicher Feiertag, für evangelische Christen sogar einer der höchsten: der Buß- und Bettag. 1995 wurde er abgeschafft, um die Pflege-versicherung zu finanzieren, aber im Kalender hat er sich bis heute gehalten.
Büßen und beten soll man also an diesem Tag. Klingt nicht gerade attraktiv, jedenfalls nicht nach Spaßfaktor, eher nach innehalten und nachdenken, und das ist nun mal anstrengender als das atemlose Weiter-so.
Auch wenn es keinen gesetzlich geschützten Tag mehr dafür gibt, die Fragen, die das Leben an uns richtet, bleiben. Sie holen uns immer wieder ein, früher oder später oder dann, wenn wir’s am wenigsten brauchen können.
Büßen, so nannte man traditionell das, was man heute ganz anders nennen würde: umdenken vielleicht, oder: nachdenken, von welchen Werten man sich leiten lässt, oder: innehalten und prüfen, ob die Richtung noch stimmt…
Mir persönlich hat ein Wort des Schriftstellers Bert Brecht auf die Sprünge geholfen; es heißt:

Wer a sagt, muss nicht b sagen. Er kann auch erkennen, dass a falsch war.

Ausgerechnet Brecht, der nun wirklich kein Musterchrist sein wollte, gibt mir Nachhilfe und erklärt, was Buße meint: Bevor ich einfach immer weiter gehe, bevor ich ganz mechanisch b sage, weil ich nun mal a gesagt habe, prüfen, ob es überhaupt richtig war, a zu sagen.

Mittwoch, der 19. November. Die evangelische Kirche feiert Buß- und Bettag, die ka-tholische denkt an die heilige Elisabeth von Thüringen, vor 777 Jahren ist sie gestorben. Geboren wurde sie als Königskind, und ihr Lebenslauf schien schon in der Wiege festgelegt. Und doch kam alles anders, anders, weil sie sich dem feudalen Leben am Hof verweigerte. Weil sie eben nicht einfach b sagte, nachdem andere längst für sie a gesagt hatten.

Was für ein schöner Zufall, dass in diesem Tag heute beides liegt. Das eine ist der Impuls, innezuhalten und zu prüfen, ob die Richtung stimmt, ob ich auch wirklich da hin will, wo mein Weg hin führt. Das andere ist das Beispiel einer Frau, die ihre eigene Richtung gesucht und gefunden hat. Und ganz nebenbei ist es auch noch mein Namenstag.
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