Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Zum 2000. Geburtstag des Apostels Paulus

Haltet zusammen! – Darauf hat der Apostel Paulus die jungen Christengemeinden mit großer Leidenschaft eingeschworen. „Ein Gott und Vater, ein Herr Jesus Christus, ein Geist“ – und weiter: „Ein Glaube, eine Hoffnung, eine Taufe.“ (Epheser 4,1-6) Mit diesen großen Worten hat Paulus das Wesentliche gesagt, was die Christen bekennen und was die Kirche im Innersten zusammen halten müsste. Tut es aber nicht. Schon damals nicht und bis heute nicht, wie die vielen Spaltungen zeigen. Aber sein Aufruf zur Einheit bleibt aktuell. Dazu soll auch das Paulusjahr beitragen, das die katholische und die orthodoxen Kirchen zum 2000. Geburtstag des Apostels ausgerufen haben. Ein gutes ökumenisches Miteinander in den christlichen Gemeinden und Kirchen ist bei uns fast überall selbstverständlich. Das ist erfreulich und ermutigt zum Weitermachen. Allen Missverständnissen, Rückschlägen und gezielten Nadelstichen zum Trotz – gibt es keine Alternative zur Ökumene. Wollen die Kirchen ihrem Auftrag nachkommen, die Frohe Botschaft von Jesus Christus möglichst überzeugend rüberzubringen. Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass sich die Kirchen um deutlich mehr sichtbare Einheit bemühen – bei aller notwendigen Vielfalt an Gottesdienstformen und kirchlichen Lebensäußerungen. Diese Bewegung heißt Ökumene. Lassen Sie mich dieses Wort und was sich dahinter verbirgt, ein wenig durchbuchstabieren. Ökumene: ein Fremdwort für die, die allem gleichgültig gegenüberstehen ein Reizwortfür die, die in allem bereits festgelegt und fertig sind ein Hauptwortfür die, die immer noch begeistert sind ein Zukunftswortfür die, die noch nicht resigniert haben, weil für sie alles zu langsam geht. Und eines der letzten unmissverständlichen Worte Jesu – auch wenn er den Begriff Ökumene wohl nicht gebraucht hat – lautet: Seid eins! Dazu möchte ich den verstorbenen evangelischen Mönch Frère Roger aus dem französischen Taizé zu Wort kommen lassen: „Ich konnte nie verstehen, wieso Christen so viel Energie für die Rechtfertigung ihrer Unterschiede verschwenden . . . Was wir brauchen, ist ein Herz, das weit genug; eine Phantasie, die offen genug; und eine Liebe, die brennend genug ist, um Wege zu finden, auf denen wir zur sichtbaren Gemeinschaft aller Christen zurückfinden und so fähig werden, der Welt unseren Glauben mitzuteilen.“


https://www.kirche-im-swr.de/?m=4773
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