Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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An unserer Küchentür hängt ein Kalenderblatt. Jede Woche ein Neues. Mit viel Platz für alle wichtigen Termine aller Familienmitglieder. Wann muss wer zum Sport, zum Zahnarzt, zu einer Sitzung, zum Friseur?
Ich habe auch noch einen anderen Terminkalender. In dem stehen meine beruflichen Termine für die nächsten Wochen, Monate und manchmal sogar schon fürs nächste oder übernächste Jahr. Wenn die Familienwoche gut geplant ist, dann denke ich zufrieden – so wird das alles gut klappen. Wenn ich aber den anderen Kalender in die Hand nehme, wird es mir manchmal ganz unheimlich, wie selbstverständlich ich meine Zeit verplane. So, als wäre sie mein Besitz, mit dem ich machen kann, was ich will.
Aber weiß ich denn heute, ob ich nächstes Jahr nicht vielleicht ganz andere Sorgen habe? Vielleicht ist mir dann etwas anderes viel wichtiger? Vielleicht bin ich krank? Vielleicht sogar gar nicht mehr am Leben? Weiß ich das alles?
Eigentlich müsste ich bei jeder Terminabsprache zumindest dazu denken : „die Sitzung am 26.Juli 2009. Ja, das geht. - So Gott will und wir leben.“
So Gott will und wir leben. Der Satz stammt aus der Bibel. Er ist als Vorbehalt des Jakobus bekannt geworden, weil er im Jakobusbrief steht. Als „Conditio Iakobaea“, wie manche klugen Leute auf Latein sagen.
Jakobus war Gemeindeleiter in der Urgemeinde von Jerusalem. In einem Brief versucht er den Alltag der ersten Christen zu regeln. Ihm war wichtig, dass der Glaube sichtbare Auswirkungen auf den Alltag hat. Aber nicht nur daran, was sie tun, soll man die Christen erkennen, sondern auch daran, wie sie mit ihrer Zeit umgehen.
Jakobus schreibt:„ Ihr sagt: heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen – und dabei wisst ihr gar nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Weile bleibt und dann verschwindet. Dagegen sollt ihr sagen; wenn Gott will, werden wir leben und dies und das tun.“ (Jak 4, 13-15)
Das ist der „Vorbehalt des Jakobus“: So Gott will und wir leben.
Ich finde, dieser Satz erleichtert mir meine Terminplanung. Weiß ich doch, dass meine Zukunftsplanungen höchst vorläufig sind. Und dass meine Termine deshalb nur halb so wichtig sind, wie sie mir manchmal scheinen.
Was wirklich wichtig ist, das ist dieser Tag heute. Gott hat ihn mir geschenkt. Er ist unendlich kostbar, denn heute Abend wird er unwiederbringlich vorbei sein. Was ich morgen tue, das habe ich gut geplant. Ob es gut gehen wird, das wird sich zeigen. So Gott will und wir leben.
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