Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Deutschen werden immer älter. Die Lebenserwartung steigt. Männer holen gegenüber Frauen sogar leicht auf. Ein heute geborenes Mädchen hat im Durchschnitt eine Lebenserwartung von 82,3 Jahren. Jungen werden 76,9 Jahre alt..
Dabei wird angenommen, dass die Lebensumstände konstant bleiben. Wer heute in Deutschland aufwächst, wird, statistisch gesehen, um über 30 Jahre älter als noch vor 100 Jahren.
Den weltweiten Vergleich finde ich interessant. Europa, Nordamerika und Australien sind ähnlich. Nur Japaner werden im Durchschnitt älter. Südamerikaner, Asiaten und Russen werden nicht ganz so alt. Mich erschreckt immer wieder die geringe Lebenserwartung der Afrikaner. In manchen Ländern liegt sie unter 35 Jahren. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist dort immer noch sehr hoch. Viele erreichen erst gar nicht das Erwachsenenalter. Aber auch die sonst „herrschenden Lebensumstände“ ermöglichen nicht, dass die Menschen in diesen Ländern älter werden.
Der norddeutsche Schriftsteller Gorch Fock soll gesagt haben: „Man kann sein Leben nicht verlängern oder verbreitern, wohl aber vertiefen.“ Die Lebenserwartung bezeichnet eine statistisch zu erwartende Zeitspanne. Mir ist oft nicht bewusst, dass ich persönlich vielleicht viel weniger Lebenszeit habe, - oder vielleicht auch mehr. Meine Lebenszeit kann ich nicht, oder nur wenig beeinflussen, durch einen gesunden Lebenswandel zum Beispiel. Aber was ich aus meinem Leben mache, liegt an mir selbst. Mein Leben messe ich zwar in Jahren, doch jeder Augenblick ist kostbar.
Lebenserwartung kann ich dann anders verstehen:
Ich erwarte, dass meine Kinder mich überleben. Dass ich sie ernähren kann, solange sie mich brauchen. Überhaupt, dass ich nicht Hunger leiden muss und immer ein Dach über dem Kopf habe. Dass meine Arbeit sinnvoll ist. Ich möchte einen Beitrag leisten für ein gelingendes Leben auf dieser Erde. Ich möchte zufrieden sein, mit dem, was ich getan habe. Zu meiner Lebenserwartung gehört auch der Wunsch, keinen Krieg erleben zu müssen. Und: Ich erwarte noch viele schöne und interessante Begegnungen. Dass ich Freude habe und Freude schenken kann.
Das gehört zu meiner Lebenserwartung. Und das hoffentlich lange.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4679
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