SWR1 3vor8

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„Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee und bald tut’s nicht mehr weh“ – so der bekannte Reim für Kinder, die sich das Knie verletzt oder den Kopf angehauen haben. „Heile, heile Segen“ ...Segen, der kann nicht nur Kindern, sondern auch uns Erwachsenen gut tun. Wenn ich darüber nachdenke, wird mir wieder bewusst, wie wichtig eine meiner Diensthandlungen als Pfarrer ist: segnen. Am Schluss des Gottesdienstes, wenn ich ein Kind taufe, ein junges Paar traue, jemand beerdige, dann segne ich die Anwesenden. Segnen kommt vom lateinischen „signare“ – bezeichnen, versiegeln: Ich mache mit der Hand das Kreuz-Zeichen und segne die Gemeinde. Dem sehr nahe kommt ein anderes lateinisches Wort: „benedicere“ – Gutes sagen, ein freundliches Wort finden. Zum Segnen gehört beides: das Kreuz-Zeichen und das gute Wort. Dem andern von Gott her Gutes zusprechen, ihm Gutes wünschen. Und ich frage mich: Warum segnet nur der Pfarrer, und dies fast nur bei offiziellen, dienstlichen Handlungen? Warum wünschen wir Gottes Segen nur bei feierlichen Anlässen? – Es ist selten geworden, dass die Mutter ihre Kinder mit einem Kreuz-Zeichen auf die Stirn segnet, wenn sie das Haus verlassen und bevor sie einschlafen. Ich weiß nicht, ob es in ländlichen Gegenden noch Brauch ist, dass der Vater oder die Mutter das Brot segnet, bevor es aufgeschnitten wird. Wenn jemandem Gutes geschieht, sagte man früher vielerorts „Vergelt’s Gott“ und bekam zur Antwort „Segne’s Gott“, Gott möge es segnen. Könnte nicht auch so manche Beziehung weniger kompliziert sein, wenn Probleme nicht bis zur Erschöpfung behandelt würden? Wenn – ab einem bestimmten Punkt – jeder mal in sich gehen würde? Wenn man um Gottes Segen, um seine Hilfe bitten würde? Wenn die Last vor ihn und nicht nur auf des andern oder die eigene Schulter gelegt würde? So manches im Zwischenmenschlichen, in Gesellschaft und Kirche könnte sich neu und positiv bewegen, wenn wir es fertig brächten, Gott ins Spiel zu bringen. Auch und gerade in Situationen, die schwierig sind. Auch und gerade bei Leuten, mit denen man es nicht so leicht hat. Wenn wir von ihm her einander Gutes wünschen und ihn auch darum bitten könnten: „Gott, ich bitte dich um deinen Segen für die, die mich nicht mögen. Ich bitte dich auch um deinen Segen für die, die ich nicht mag.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Jahresschluss und ein gesegnetes 2007 https://www.kirche-im-swr.de/?m=466
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