Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wasser vom Himmel, fließe zur Erde…“ So beginnt ein Kirchenlied. Allerdings: Fließt das Wasser tatsächlich vom Himmel, dann sind nur wenige begeistert. Nach Regen sehnen sich höchstens die Landwirte und Gartenbesitzer. Regen wird als schlechtes Wetter wahrgenommen. Fließt das Wasser dagegen aus der Dusche, ist es anders. Da tut es gut.

Was den meisten Menschen gut tut, tut aber auch der Schöpfung gut. „Wasser vom Himmel, …du gibst der Schöpfung Wachstum und Kraft“, heißt es im Lied weiter. Die Kostbarkeit des Wassers wird uns erst bewusst, wenn Mensch und Natur danach dürsten. Als ich im Sommerurlaub in Kreta war und das vielfach braune Bild der Insel sah, wurde mir klar: Hier hat es lange Zeit nicht geregnet. Einwohner bestätigten das. Klar wurde mir dann aber auch, dass wir Touristen ausgerechnet in dieser wasserknappen Zeit die Insel bevölkern und ihre Bewohner dazu verleiten, die Hotelpools zu füllen und Unmengen von Wäsche zu waschen, ganz zu schweigen von jeder Dusche, die wir nehmen.

Wasser ist etwas Kostbares. Und weil es Mensch und Natur am Leben erhält, spielt es auch in den allermeisten Religionen eine zentrale Rolle. „Wasser der Quelle, ströme zum Meer hin, dir gleicht mein Leben: mündet in Gott“, so heißt es im Lied weiter – ein Bild dafür, dass Menschen sich in ihrem Leben nach Weite und Freiheit sehnen – vor allem, wenn sie das Gegenteil davon erleben. Wenn sie sich durch Schwierigkeiten, durch Konflikte, durch eine Krankheit, eine Behinderung und nicht zuletzt durch den Tod eingeschränkt und begrenzt sehen. Wir sind eingeladen, Weite und Freiheit in Gott zu finden. Und das bedeutet: ihn als den zu sehen, der löst und befreit. Konkret wird das im Lied: „Wasser der Wüste, brich aus dem Felsen, Gott will dich tränken, Volk auf dem Weg.“ Das ist eine Anspielung auf den in der Bibel erzählten Wüstendurchzug des Gottesvolkes Israel (vgl. Exodus 17,1-7) – wiederum ein Bild – diesmal nimmt es die „Durststrecken“ des Lebens auf: Erschöpfungszustände, die das Gefühl hervorrufen, zum Weitergehen nicht mehr genug Kraft zu haben. Die Bibel zeigt uns in dieser Geschichte Gott als Kraftquelle. Auf sein Geheiß hin fließt selbst dort, wo es am wenigsten vermutet wird, in der Wüste, Wasser. Wasser, das die kraftlos Gewordenen aufleben lässt. So kostbar wie Wasser für das Leben der Schöpfung ist, so kostbar kann Gott für den Menschen auf seinem Lebensweg sein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4623
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