Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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07OKT2008
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Erntedank ist in unserer Gemeinde für Alle ein wichtiges und fröhliches Fest. Nach dem Gottesdienst feiern wir weiter mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem selbstgebackene Kürbis- und Pilzkuchen, Gemüse- und Zwiebelkuchen miteinander geteilt werden.
Es gibt es aber auch Zeitgenossen, die sich mit dem Erntedankfest schwer tun. Sie meinen, in unserer Zeit und Gesellschaft sei ein solches archaisches Tun nicht zeitgemäß und überholt.
Ich meine: Das Erntedankfest will uns erinnern, dass wir selber Geschöpfe sind, ein Teil des Ganzen. Geschöpfe, die staunen und danken können und sich freuen dürfen; die ihr Leben und ihre Zukunft unter den Segen Gottes stellen.
Wer dankt, denkt nach und stellt fest, dass wir nicht die Herren des Lebens sind. Krankheit und Leid, Schuld und Tod setzen uns Grenzen und wir erfahren, dass wir hilfsbedürftig und angewiesen sind.
Wer dankt, denkt weiter und beginnt mit seinem Leben und mit seiner Umwelt verantwortlich umzugehen. Wir Menschen sind ein Teil der Schöpfung. Wir sollen mit den anderen Geschöpfen geschwisterlich umgehen. Franz von Assisi spricht von „Schwester Sonne und Bruder Mond, Schwester Wasser und Mutter Erde“. Und sollten wir wirklich die „Krone der Schöpfung“ sein, heißt das nicht, dass wir tun und lassen können, was wir wollen.

Wer dankt, lebt bewusst und selbstbewusst, als beschenkter, freier und ohne Vorbedingung geliebter Partner Gottes. Das können wir an Jesus Christus ablesen. In ihm ist die Zuwendung und Liebe Gottes neu erfahrbar geworden.

Wer dankt, hat Grund zum Feiern. Schon im Alten Testament war der Dank immer verbunden mit dem Lobpreis Gottes und der Mahlgemeinschaft untereinander.

Der geistliche Schriftsteller Lothar Zenetti schrieb dazu folgendes:

“Einmal wird uns gewiss
die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein
und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen
und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,
den Vogelgesang, das Gras
und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir
geatmet haben,
und den
Blick auf die Sterne,
und für all die Tage,
die Abende und die Nächte.
Einmal wird es Zeit,
dass wir aufbrechen und
bezahlen;
bitte, die Rechnung.
Doch wir haben sie
ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen,
sagt der und lacht,
soweit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen!“

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