Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

06OKT2008
DruckenAutor*in
Gestern war das Erntedankfest. Unsere Kirche war schön geschmückt mit Blumen. Auf und vor dem Altar lagen Obst und Gemüse, Trauben und Brot. Ein Fest für die Augen. Hin und wieder kommt die Frage auf, ob es denn sinnvoll ist, in einer Stadt das Erntedankfest zu feiern. Kein Stadtmensch verdient seinen Lebensunterhalt von den Früchten der Erde, zu dem haben wir alles sogar im Überfluss.
Ich finde es gut, dass auch in den Kirchen einer Stadt das Erntedankfest gefeiert wird.
Für mich ist es nicht selbstverständlich, dass alles da ist. Oft mache ich mir erst dann über etwas Gedanken, wenn ich es nicht mehr habe:
Erst wenn ich krank bin, merke ich, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist. Erst wenn einmal kein Wasser aus dem Wasserhahn kommt, merke ich, dass das, was wertvoll und notwendig ist, keine Selbstverständlichkeiten sind.
Wenn Christen Erntedank feiern, hat das auch mit Denken zu tun: Nachdenken, an den denken, dem wir alles verdanken: Gott.
Der christliche Glaube sagt, dass in der Evolution, in der Geschichte der Schöpfung und in unserer eigenen Lebensgeschichte die Güte, das Gut-Sein dessen zu erkennen ist, der letztlich allem den Sinn gibt, der uns die Ahnung ins Herz legt, dass in der Harmonie zwischen Schöpfung, Geschöpfen und Schöpfer „alles sehr gut“ ist – wie uns die Bibel wissen lässt.
Dort lesen wir, dass danken auch heißt „Gott die Ehre geben“. Dies tun wir, wenn wir ihm danken für die wunderbare Gegend, in der wir leben, für die Früchte der Erde, das tägliche Brot, für den Frieden, der auch heute nicht selbstverständlich ist, für die Liebe, die wir erfahren, für all das, was unser Leben wert-voll macht.

Danken sollen wir nicht nur in Worten. Den Worten müssen Taten folgen. So ist der beste Erntedank der gewissenhafte Umgang mit Gottes Gaben, mit dem, was uns geschenkt und anvertraut wurde, von der Aussaat bis hin zum Teilen des Ertrags.

Das heißt für mich auch: bewusster leben, bewusster einkaufen, bewusster konsumieren, bewusster essen. Auch ein Tischgebet ist denken und danken!
Erntedank feiern heißt für mich nachdenken: Was bestimmt mich? Was macht mein Leben aus?
Nachdenken und Bedenken, Erinnern und Feiern – in all dem finden wir zum Wesentlichen, zu dem, was wir sind und sein sollen: Von Gott geliebte und beschenkte Menschen!


https://www.kirche-im-swr.de/?m=4618
weiterlesen...