Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute, am ersten Werktag nach Weihnachten sind erfahrungsgemäß viele Menschen unterwegs, und in den Geschäften ist viel los. Nicht weil über die Feiertage so viel verbraucht worden ist und man nun die Vorräte wieder auffüllen muss. Sondern weil vieles umgetauscht wird. Geschenke werden zurück gebracht und andere dafür mitgenommen.
Eigentlich finde ich das enttäuschend. Da wollte ich jemandem eine Freude machen, und der bringt das Geschenk zurück und tauscht um. Freut sich gar nicht, ärgert sich womöglich wegen der Umstände, die er jetzt damit hat.

Deshalb finde ich einen anderen Weg besser: In einer Zeitung habe ich gelesen, dass manche ganz bewusst weiter schenken, was ihnen selbst geschenkt worden ist. Weil sie es schon haben, weil sie es nicht brauchen, oder weil es ihnen nicht gefällt. Aber sie achten auf den Wert und darauf, dass er erhalten bleibt. Denn sie wollen mit dem eigenen Geschenk anderen eine Freude machen. Dazu sind Geschenke ja da.

Ich finde, das passt gut zu Weihnachten. Die Weihnachtsbotschaft ist sicher ein solches Geschenk, das uns gegeben wird. Ich kann es weitergeben und dabei selbst doch reich beschenkt bleiben. In einem Weihnachtslied heißt es von Gott: „ der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn.“ Dieses Geschenk zeigt den Menschen, die beschenkt werden , dass sie bei Gott einen hohen Stellenwert haben. Dieses Geschenk gehört aber nicht mir allein, es ist nicht zum Umtauschen, sondern es ist zum Weitergeben da. Damit auch andere teilhaben an dieser Botschaft, dass Gott den Menschen nahe kommt

Deshalb ist es nicht verwerflich, finde ich, Geschenke weiter zu verschenken. Viele Geschenke sind gerade dazu da, dass andere daran teilhaben, dass auch sie etwas von dem Geschenk mit bekommen. Ein Kind, dem Liebe geschenkt wird von seinen Eltern oder Geschwistern, will diese Liebe weiter schenken. Das Vertrauen, das ich von meinem Partner oder meiner Partnerin erfahren habe, gebe ich gerne weiter, indem ich auch anderen vertraue. Ich bekomme vieles geschenkt, was gar nicht für mich allein sein kann. Wenn ich in einer Gemeinschaft mit anderen lebe, in der wir uns verstehen, dann ist das ein Geschenk, das ausstrahlt und von dem auch andere etwas mitbekommen sollen. Vielleicht kann man gerade die schönsten und wertvollsten Geschenke gar nicht für sich behalten, sondern muss sie mit anderen teilen. Es sind Geschenke zum Weitergeben. Aber nicht weil ich das Geschenk nicht mag oder genug davon habe, sondern weil es mich so reich macht, dass ich anderen weitergeben kann, ohne selbst ärmer zu werden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=454
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