Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Geld ist wie Dung, man muss es streuen oder es stinkt“ – ein Spruch des amerikanischen Milliardärs Paul Getty. Ums Geld geht es mir in dieser Woche und dieser Spruch hätte glatt auch im alten Testament der Bibel stehen können. Denn im Alten Testament findet man einen ganz besonderen, faszinierenden Umgang mit Geld, Besitz und Reichtum. Reichtum war dort nicht verpönt, er galt auch als Segen Gottes, aber es war immer eine soziale Verpflichtung mit ihm verbunden. Wer mehr hatte als Andere sollte davon abgeben. Weil Besitz und Reichtum trotz allem eigenen Fleiß und Glück letztlich auch als von Gott geschenkt galten. Und weil der Nächste als Bruder oder Schwester in der Glaubensgemeinschaft des Volkes Israels gesehen wurde. Und aus dieser Glaubensgemeinschaft sollte niemand durch Armut ganz herausfallen. Denn wenn ein Teil der Bevölkerung leidet, so leidet irgendwann die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung. So dachte man damals. Es war natürlich ein Ideal, aber es wurde zum Teil sogar gesetzlich festgeschrieben. Zum Beispiel so: „Wenn du dein Feld aberntest und eine Garbe auf dem Feld vergisst, sollst du nicht umkehren um sie zu holen. Sie soll den Fremden, Witwen und Waisen gehören, damit dein Herr, dein Gott dich bei jeder Arbeit deiner Hände segnet“. Das heißt, das Übermaß, das, was Reichere an Überfluss haben wird zum Besitz der Bedürftigen erklärt, und zwar per Gesetz! Aus demselben Grund waren auch Zinsen im alten Israel verboten. Ein Mitglied der Volks- und Glaubensgemeinschaft sollte nicht von der Not eines anderen profitieren. Und ihn schon gar nicht unfrei machen, knechten. Deshalb gab es alle sieben Jahre das so genannte Sabbatjahr, bei dem die Schulden erlassen und Sklaven frei gelassen wurden. Das muss man sich mal vorstellen! Alle sieben Jahre wurden die Zähler auf Null gestellt. Um die Spirale der Verarmung zu durchbrechen und um jedem, der es brauchte eine neue Chance zu geben. Dieses Sabbatjahr hatte seinen Ursprung im landwirtschaftlichen Bereich. Das Land, die Weinberge und Ölbäume sollten alle 7 Jahre ruhen, brach liegen. Damit sie sich erholen und dann wieder reiche Frucht bringen konnten. Und was für das Land galt - es also nicht restlos auszubeuten - das galt erst recht auch für die Menschen. Ein wunderbarer Grundsatz. So uralt wie brandaktuell!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4403
weiterlesen...