Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Alt und neu, manchmal beißen die sich. Wehe wenn sie aufeinander prallen.: Von außen schmückt das alte Fachwerkhaus das Stadtbild, aber innen darf man es nicht so umbauen, wie es modern wäre.
Anderes Beispiel: In einer sozialen Einrichtung sollen neue Ideen umgesetzt werden, aber die Mitarbeiter wollen
nicht mehr umlernen. Alt und neu, manchmal vertragen sie sich nicht.
Genau wie Alteingesessene und Neubürger. Alt Eingesessene wollen bewahren, was ihnen ans Herz gewachsen ist.
Die Neubürger halten das Althergebrachte für verstaubt und drängen auf Neuerungen. Manchmal stehen sich Alt und Neu unversöhnlich gegenüber und machen das Zusammenleben schwer. Und jeder fühlt sich im Recht.

Konflikte zwischen alt und neu sind schon alt. Jesus zB. haben seine Gegner vorgeworfen, er würde das Alte verraten und sei ein Umstürzler. Einmal zB. war er mit seinen Jüngern am Sabbat, am heiligen Ruhetag also, unterwegs in einem Kornfeld. Hungrig wie sie waren, haben seine Jünger Ähren abgerissen und gegessen.
„Wieso kannst Du Deinen Jüngern das erlauben,“ hat man ihn angegangen. „Das verstößt gegen die alten
Gesetze.“ Aber Jesus pariert den Vorwurf: Mit einem pfiffigen Argument. „Unser großer alter König David hat
auch Gesetze übertreten,“ sagt er. „Er hat sogar Tempelbrote gegessen, die ihm nicht zustanden. Weil er
Hunger hatte.“ Jesus macht klar, Menschen sind wichtiger als Gesetze und Vorschriften, auch wenn die noch so altehrwürdig sind.
Ich finde Jesus bringt damit eine wichtiges Unterscheidungskriterium ins Spiel, wenn alt und neu miteinander im Konflikt geraten. Eine Frage, die sich beide Seiten, Alt und Neu, stellen lassen müssen. Denn neu ist ja nicht automatisch gut, nur weil es neu ist, genauso wenig wie umgekehrt das Alte.
Alt Eingesessene haben nicht mehr Rechte als Neubürger. Und umgekehrt.
Die Frage, die Jesus an beide stellt: Dient das Alte noch den Grundbedürfnissen der Menschen? Oder verbaut
es die Zukunft?
Wenn ja, dann muss man das Althergebrachte hinter sich lassen.
Und die Frage an die Verfechter des Neuen: Wollen wir etwas Neues, weil es den Menschen und ihrer Zukunft wirklich gut tut oder weil es neu und modern ist? Und noch eine Frage, die sich im Konflikt zwischen alt und neu beide Seiten stellen sollten. Denken wir nur an unsere Bedürfnisse oder auch die der anderen? Sehen wir nur unsere eigene oder auch die gemeinsame Zukunft? https://www.kirche-im-swr.de/?m=4343
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