Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Was fangen Sie denn jetzt mit ihrer Zeit an?“ so werden oft Leute gefragt, die aufhören zu arbeiten. Wer in
Rente geht, scheint plötzlich unendlich viel Zeit zu haben. Zumindest denken das die, die weiter arbeiten wie
bisher.

„Was fangen sie jetzt mit ihrer Zeit an?“
Die Frage verrät es: Rentner sein heißt nicht nur aufhören, sondern auch neu anfangen. Mit der Zeit etwas anfangen, die auf einmal zur Verfügung steht.
Manchen Menschen fällt das gar nicht so leicht. Weil sie es gewohnt waren, dass alles vorgegeben wurde. Sie
hatten immer was zu tun und plötzlich ist das vorbei und die große Leere ist da.

In der Bibel gibt es einen Mann und eine Frau, die im Rentenalter noch mal ganz neu anfangen müssen. Sie
heißen Abraham und Sara.
Mit 75 Jahren wird Abraham von Gott gerufen. Und Gott gibt ihm einen Auftrag: „Geh los in das Land, das ich dir zeigen werde.“

Das ist ganz schön viel verlangt, finde ich. Die beiden sind wie gesagt nicht mehr die Jüngsten. Und jetzt sollen sie ihren ganzen Besitz einpacken, aufbrechen und noch mal von vorne anfangen.
Abraham und Sara lassen sich darauf ein. Und Gott verspricht Abraham: „Ich lasse dich nicht allein. Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (Gen 12,3)

Mich beeindruckt es, wie die beiden das machen. Sicher hätten sie es zuhause geruhsamer gehabt. Da war ja
alles geregelt. Sie hatten ihr Auskommen und ihre Arbeit. Auch wenn sie im Alter immer weniger selbst machen konnten. Aber sie hatten Freunde und Bekannte, die ihnen geholfen haben.
Jetzt lassen sie das alles hinter sich. Und fangen etwas ganz neues an.
Den Mut dazu bekommen sie durch Gott. So verstehe ich den Segen, den Gott ihnen verspricht. Das hilft ihnen, sich auf Neues einzulassen.

Natürlich können nicht alle Renterinnen und Rentner so wie Abraham und Sara losziehen. Aber das muss auch
nicht sein.
Vielleicht hilft es ja schon, sich vorzustellen: die Rente ist wie ein neues Land, das sich vor einem erstreckt. Da braucht man viel Zeit, um es zu entdecken. Und auch Mut, dass man sich überhaupt darauf einlässt. Man muss
erst mal lernen, wie das Leben da so ist und was man da alles tun kann. Merken, dass es auch schön sein kann,
viel Zeit zu haben und sie selber einzuteilen. Da kann man plötzlich mitten in der Woche einen Ausflug machen
oder hat richtig Zeit für die Enkelkinder.

Leichter ist es bestimmt, wenn man da nicht allein unterwegs ist. Abraham und Sara sind ja auch zusammen gegangen und sie haben noch andere mitgenommen.
Und wer das neue Land entdeckt, darf darauf vertrauen, dass Gott auch diesen Neuanfang segnet. „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!“ das gilt, wenn jemand Neuland betritt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4333
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