Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Umziehen ist toll“ behauptet eine Freundin. „Da sortierst du erstmal aus und räumst dann wieder neu ein. Und danach ist alles geordnet und schön.“

Ich fand unseren Umzug vor ein paar Wochen eher schrecklich und anstrengend: Überall Chaos und Kisten.
Und manchmal wusste ich überhaupt nicht mehr, wo was ist.
Und was das Aussortieren betrifft: ich habe gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, sich von alten Sachen zu trennen. Manchmal ist es sogar richtig mühsam sich zu entscheiden und Sachen weg zu tun.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ sagt der Apostel Paulus in der Bibel (1.Thess 5,21). Das klingt fast wie aus einen Umzugsratgeber, finde ich: Vor dem Einpacken überlegen: brauche ich das noch oder kann ich darauf verzichten. Und nur das behalten, was wirklich wichtig ist.

Natürlich hat Paulus das damals nicht gesagt, um anderen beim Umziehen zu helfen. Ihm ging es viel mehr um
das, was wir für unser Leben brauchen.
Manchmal wird es einem einfach zu eng im eigenen Leben oder man muss sich auf neue Lebensumstände
einstellen. Dann muss man entrümpeln, sozusagen innerlich umziehen. Und das kann genauso anstrengend sein wie ein echter Umzug. Weil es im Leben ja auch viele Kisten gibt: alte Kisten mit verstaubten Ansichten, die man schon ewig mit sich rumschleppt. Und neue Kisten mit großem Sammelsurium: Ideen, wie das Leben sein soll und was man so erreichen will. Das alles zu sortieren: das ist ganz schön viel Arbeit. und es gibt ja nicht mal fleißige Helfer, wie beim Umzug in eine neue Wohnung.

Innerlich umziehen heißt für mich das Gute suchen. Das, was das Leben sinnvoll und lohnend macht. Deshalb hilft mir beim innerlichen Umzug der Rat des Paulus: „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Dazu muss ich immer wieder prüfen: ist das, was ich will, richtig. Und hilft mir das, was ich gerade gut finde, für mein Leben. Ich muss also meine Vorstellungen vom Leben so anschauen, wie ich meine alten Sachen anschaue. Und dann entscheiden.
Wenn es mir nicht gut erscheint, dann verfolge ich die Idee nicht weiter. Wenn doch, dann packe ich sie sozusagen in meine Kiste: „wichtige Unterlagen“ und nehme sie mit.

Seitdem wir den Umzug ins neue Haus hinter uns haben, denke ich auch manchmal: Umzug ist wirklich schön. Es macht so frei, sich von alten Sachen zu trennen. Und es ist toll, alles neu einzurichten.
Ich glaube, das gilt auch für den inneren Umzug: Wenn wir uns innerlich sortiert haben und wissen, was wir
wollen, dann sind wir viel freier und können leichter etwas Neues anfangen.






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