Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

05NOV2025
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„Wenn Sie nichts von uns hören, dann ist alles in Ordnung! Dann gibt es auch keinen Redebedarf, und Sie müssen sich nicht bei uns melden.“

Neulich zum Schuljahresbeginn waren wieder Elternabende. Und wie oft habe ich da solche Sätze schon gehört. Eltern und Lehrer sollen nur dann Kontakt miteinander aufnehmen, wenn mit der schulischen Leistung oder der Disziplin eines Kindes etwas nicht stimmt. Sonst ist ein Austausch nicht notwendig – und oft auch gar nicht erwünscht.

Ich kann verstehen, wie es zu dieser Haltung kommt. Der Schulalltag ist gut gefüllt. Bei den vielen verschiedenen Dingen, die Lehrkräfte im Schulalltag zu erledigen haben, ist für anderes dann manchmal schlicht keine Luft mehr. Und auch wir Eltern suchen ja meistens nur das Gespräch, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Alle sind froh, wenn sie nicht noch mehr Termine haben.

Trotzdem macht mich das nachdenklich und irgendwie auch wütend. Also – wenn gegenseitiger Austausch nur vorgesehen ist, sobald irgendwas sichtbar nicht richtig läuft. Da wird mir zu stark auf die Defizite und Probleme geschaut. Es geht doch auch um die Gemeinschaft an einer Schule, ums Zusammenleben, um die persönliche Entwicklung! Und bei den vielen Stunden, die meine Kinder in der Schule verbringen, interessiert mich alles Mögliche: Wie geht es ihnen im Unterricht und in den Pausen? Wie wirken sie nach außen? Wie gehen sie mit Schulkameraden um? Welche Freunde und Kontakte haben sie? In der Schule kann das ja nochmal ganz anders laufen als zu Hause. Und nicht jede Herausforderung zeigt sich gleich in einer Fünf oder im Klassenbucheintrag. Lehrer haben da ganz andere Einblicke und Eindrücke als wir Eltern. Und sie sind wichtige Lebensbegleiter für unsere Kinder.

Deshalb gehe ich auch „einfach so“ zu Elternsprechtagen, wenn sie angeboten werden. Oder ich melde mich selbst für einen Termin. Ohne bestimmten Anlass. Manchmal sind Lehrer dann erst mal überrascht. Oder sie fragen, was ich denn bereden will, wenn gar keine Probleme bekannt sind. Aber regelmäßig entsteht dann trotzdem ein anregendes Gespräch. Eine Viertelstunde zu irgendeinem passenden Zeitpunkt reicht da schon völlig aus. Immer wieder wird dann deutlich: Schule hat noch so viel mehr zu bieten als Leistung und Disziplin. Und es geht im Leben eben nicht nur um die Defizite.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=43219
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