Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
„Stell‘ doch auch mal die zweite Frage!“ Diesen Tipp habe ich neulich in einem Podcast gehört [nach Michael Hyatt]. Ein Tipp, wie Gespräche mehr Tiefe bekommen können – einfach, indem man nochmal nachhakt.
„Stell‘ doch auch die zweite Frage.“ Ich denke, dieser Tipp hätte auch Auswirkungen auf meine Alltagsgespräche. Normalerweise laufen die in etwa so: „Wie war’s bei der Arbeit?“, frage ich abends meine Frau, – ihre Antwort: „Gut.“ „Was haben deine Eltern zu nächstem Wochenende gesagt?“ – „Ja, die kommen vorbei.“ „Und wann genau schreibt jetzt eigentlich die Große ihre Mathe-Arbeit?“ – „Nächste Woche Donnerstag.“ Also – ein Thema jagt das nächste. Es ist einfach eine Menge zu organisieren im Familientrubel, da reicht es nicht immer für ausführliche Worte. Im Gespräch mit Kollegen oder mit Nachbarn ist das oft genauso.
Meistens ist das auch in Ordnung für mich – Smalltalk dient ja auch der Beziehungspflege. Aber manchmal wünsche ich mir schon etwas mehr Tiefe. Dass wir nicht nur oberflächliche Informationen austauschen, sondern etwas mehr voneinander erfahren: Wie es dem Gegenüber gerade wirklich geht. Und Anteil nehmen, uns gegenseitig zeigen, dass wir füreinander da sind.
Wie das auch mit wenig Zeit gehen kann, – dabei hilft nun der Tipp: „Stell‘ doch auch die zweite Frage.“ Also: Nachhaken, nicht sofort zum nächsten Thema wechseln! Sondern einen Moment länger bei der ersten Sache bleiben, auf die erste Antwort genauer eingehen.
Konkret könnte das so klingen: „Wie war’s bei der Arbeit?“ – „Gut.“ – „Was hat dir besonders gefallen?“ Vielleicht überrasche oder irritiere ich meinen Gesprächspartner damit. In jedem Fall verlangsamt die zweite Frage das Gespräch und gibt uns beiden Raum für etwas mehr Tiefe: für das, was mich interessiert, und für das, was mein Gegenüber vielleicht erzählen möchte: „Die Stimmung im Team war heute total gelöst, das fand ich schön.“ Oder: „Ich habe mich endlich mit meiner Kollegin ausgesprochen – und bin jetzt richtig erleichtert.“
Und wenn sich einmal nichts ergibt und rasch das nächste Thema kommt, dann ist das genauso in Ordnung, und ich weiß, dass Smalltalk für den Moment reicht.
Auch die zweite Frage stellen – mir hat das eingeleuchtet. Weil das ein so einfacher Weg ist, mehr voneinander zu erfahren und füreinander da zu sein – auch im ganz normalen Alltag.
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