SWR4 Abendgedanken
Es gibt Situationen im Leben, da frag ich mich: Bin ich noch auf der richtigen Spur? Stimmt die Richtung? Oder stehe ich gerade in einer Sackgasse? So ging es mir diesen Sommer. Da hatten sich eine ganze Menge Fragen im Laufe des Jahres angesammelt.
Nein, ich habe nicht auf alle eine Antwort gefunden. Aber ich habe eine wertvolle Erfahrung gemacht: Einfach weitergehen ist fürs Erste ein guter Rat. Der Weg durch ein Labyrinth hat mich darin bestärkt. Ich habe eines im Garten des Klosters Arenberg entdeckt, in der Nähe von Koblenz. Ein ziemlich großes. Wenn man langsam läuft, braucht man bestimmt sieben, acht Minuten vom Anfang bis in die Mitte.
Labyrinthe gibt es seit der Antike, in vielen Kulturen und Religionen. Auch im Christentum spielen sie eine wichtige Rolle: Wer durch ein Labyrinth geht, macht eine Art Pilgerreise. Immer wieder abbiegen zu müssen, oft nicht zu erkennen, wie der Weg verläuft - das steht für die Herausforderungen und Schwierigkeiten im Leben. Labyrinthe sind aber so angelegt, dass der verschlungene Pfad irgendwann zum Zentrum führt. Und genau das ist der Unterschied zu einem Irrgarten. Im Labyrinth kann ich mich nicht verirren. Es gibt ein Ziel, ich komme schon dort an, wenn ich weiterlaufe. Darauf kann ich mich verlassen.
Mir hat es gutgetan, durch das Labyrinth im Klostergarten zu gehen. Ich hatte den Eindruck, ich bin da mit meinen Fragen und Gedanken gut aufgehoben. Und konnte den Weg mit den Wendungen in meinem Leben zusammenbringen.
Und an einer Wegstelle musste ich sogar schmunzeln, über mich selbst. Typisch Manuela, hab ich gedacht, warum immer so ungeduldig? Ich habe gesehen, dass ich noch eine ganze Runde laufen muss, um nur ein bisschen näher zur Mitte zu kommen. Und dann habe ich tatsächlich überlegt, einfach abzukürzen und eine Wendung zu überspringen.
Ich war froh, dass ich auf dem Weg geblieben bin. Denn am Ende ist etwas Überraschendes passiert. Völlig unerwartet stehe ich in der Mitte. Dass ich nach der nächsten Wendung am Ziel bin, das hatte ich nicht kommen sehen.
Das hat sich richtig gut angefühlt. So hoffnungsvoll. Bisweilen geschehen Dinge, mit denen ich nicht rechne. Einfach nur, weil ich weiterlaufe.
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