SWR3 Gedanken

04NOV2025
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Enttäuschungen tun weh, das weiß jeder. Wenn Freundschaften einseitig sind. Wenn sich die eigenen Kinder nur noch wegen Hotel Mama melden. Wenn ich was Schönes erlebt habe und meine Kollegen nur müde lächeln.

In solchen Momenten gibt es wie so ein „Klirren“ in meinem Kopf: Mein Wunschtraum und die Wahrheit krachen zusammen und es gibt Scherben. Ich bin enttäuscht und das nervt.

Aber eigentlich ist das Wort „Enttäuschung“ nur ehrlich: Weil eine Täuschung eben wegfällt. Das, was nicht echt war, kommt ans Licht. Klar, mache ich dann keine Luftsprünge. Aber mit etwas Abstand kann ich sehen, dass in einer Enttäuschung auch was Heilsames stecken kann. Weil ich dann klarer sehe, wer mein Gegenüber wirklich ist und auch, wer ich selbst bin. Manchmal gehen Wege auseinander, aber Enttäuschungen können auch dazu führen, dass Beziehungen tiefer werden: Wenn ich zum Beispiel keine Maske mehr aufsetzen muss, weil ich mutig war und ausgesprochen habe, was mich so lange belastet hat.

Wenn ich so auf Wahrheit und Echtheit aus bin, dann hat das für mich was mit Gott zu tun. Weil ich nämlich glaube, dass Gott mit mir durch Enttäuschungen geht. Nicht wie jemand, der danebensteht und sagt: „Siehst du, hab ich’s dir doch gesagt.“ Sondern wie jemand, der zu mir hält, wenn was bricht oder wenn eine Maske fällt. Gott bestärkt mich immer wieder, wenn ich  mich nicht mit „scheinbar“ zufriedengebe, sondern auf „ehrlich“ setze.

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