SWR3 Gedanken
Staubmäuse, die unter dem Bett hervorwehen, To-Do-Listen auf der Arbeit, die Jenga spielen, monatelang kein freies Wochenende für meine Freunde und die Glühbirne im Flur ist immer noch kaputt.
Ehrlich gesagt fühl ich mich manchmal wie im Zirkus und wie ein Jongleur, der es zwar irgendwie noch hinbekommt, die vielen Bälle in der Luft zu halten, aber vor lauter Konzentration vergisst zu lächeln.
Einerseits mag ich es, wenn was los ist, andererseits fühlt es sich mit der aktuellen Jongliermasse an, als müsste ich mich vierteilen. Dabei weiß ich, was mir hilft, damit ich die Wochen wieder genießen kann: Wenn ich einmal am Tag für vielleicht 15 Minuten aus der Manege gehe und die bunten Bälle zur Seite lege. Raus aus meiner Rolle und Tür zu!
Zuerst ist es schwer für mich allein zu sein und bewusst mal gar nichts zu machen. Eben nicht an die Arbeit denken oder den nächsten Einkauf planen. Aber nach ein paar Minuten Ruhe kriege ich wieder ein Gefühl dafür: Gott ist da. Und er hilft mir.
Wenn ich mir so eine Portion Ruhe gönne, merke ich, wie langsam ein bisschen Druck rausgeht. Bei Gott zählt nicht, dass ich ja allem gerecht werde, oder dass ich cool bleibe. Bei meinem Gott kann ich lockerlassen, weil ich jetzt nichts geben muss, weil er mir jetzt gibt.
Und wenn ich dann wieder meine Bälle in die Hand nehme, geht die Action zwar weiter, aber dafür packe ich es anders an: deutlich zuversichtlicher und mehr im Gleichgewicht.
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