SWR3 Gedanken

02NOV2025
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Im Dunkeln auf den Friedhof… das kann ganz schön schaurig sein. Ich krieg heute noch eine Gänsehaut, wenn ich dran denke, wie mich meine Mutter damals mit auf den Friedhof genommen hat. Da war ich sieben oder acht. Es war an einem zweiten November; meine Mutter hat das jedes Jahr gemacht. Denn an diesem „Allerseelen“-Tag heute denken katholische Christen traditionell an ihre Verstorbenen und besuchen ihre Gräber.

Es war schon dunkel, als wir auf dem Friedhof angekommen sind. Ich hab die Hand meiner Mutter fest an mich gezogen. Überall rot-flackernde Kerzen, mit Moos bewachsene Grabsteine, verfallene Steinskulpturen und immer wieder hat´s irgendwo in den Büschen geknackt.

Heute, über 25 Jahre später, stehe ich als Seelsorger immer wieder auf Friedhöfen und feiere Gottesdienst. Vor allem Anfang November.

Auch wenn ich das unangenehme Gefühl von damals noch kenne, sind Friedhöfe für mich jetzt anders. Ich sehe weniger die gruseligen Gräber und mehr die Menschen, die hierherkommen, weil sie ihre Verstorbenen vermissen. Aus den Gesichtern lese ich, wie traurig viele sind oder wie einsam sich manche fühlen. 

Aber eins tröstet mich: Dass es an Orten wie dem Friedhof um eine Verbindung geht, die bleibt. Und die flackernden Lichter und die betenden Menschen hier erzählen davon, dass sich über allen Verlust, eine Hoffnung legen kann.

Ich bin sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und da gibt´s nichts Schauriges mehr, kein Abschiednehmen, nur noch Liebe. Und ich glaube, dass Gott besonders bei denen ist, die trauern. Bei dem Kind, der jungen Frau, dem alten Mann. Einfach bei allen.

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