SWR Kultur Wort zum Tag
„Ich glaube an Gott.“ Das kann man so oder so sagen: Wie ein persönliches Statement: „Ich glaube an Gott...“ - und gebe damit zu erkennen:
Das ist m e i n Ding. Das erwarte ich nicht von Anderen.
Es geht aber freilich auch im Brustton der Überzeugung: „I c h glaube an G o t t !“Soll heißen: Schaut her! So ist es recht! Und Andere sollten das auch tun! Mein Gegenüber! Oder Abwesende. Am besten der Rest der Welt.Es kommt schon sehr drauf an, wie das rüberkommt: „Ich glaube an Gott...“
Einmal ist jemand nach dem Gottesdienst auf mich zugegangen.Und ich habe gleich gespürt: Da liegt Ärger in der Luft. Was ich mir denn einfallen würde - das Glaubensbekenntnis wegzulassen:
„Das ist hier fester Bestandteil des Gottesdienstes. kein Pfarrer kann aus persönlichen Gründen daran rütteln.“ Wollte ich auch gar nicht. Ich wusste nur nicht, was in dieser Gemeinde üblich ist.
Und in andren Gemeinden kommt es immer seltener vor, dass das Glaubensbekenntnis gesprochen wird. Manche halten das nämlich für zu exklusiv. Das könnten nicht alle mitsprechen.
Da würden Zweifelnde rausgedrängt. Und zB das mit der Jungfrauengeburt sei doch so ein Anstoß. Manche haben mir gesagt: Das spreche ich nicht mit. Warum auch?
Das Glaubensbekenntnis ist kein religiöser Appell.
Das Glaubensbekenntnis ist keine Verpflichtung.
Schon gar nicht im Kollektiv.
Ich weiß: Viele kirchliche Bekenntnisse beginnen mit dem „Wir“:
„Wir bekennen, wir stimmen darin überein...“
Aber eben nicht das sogenannte »Apostolische Glaubensbekenntnis« - das beginnt subjektiv: Und genau das gefällt mir immer besser: Das »Ich glaube« in der ersten Person! Ich glaube an Gott ... Ich spreche für mich - persönlich!
In den Aussagen, die dann folgen, über Gott und Jesus und den Heiligen Geist, stecken die christlichen Essentials, die mich stärken und hoffen und nicht verzweifeln lassen. Gottes großes Ja zu dieser Welt.
Und wenn sich beim Sprechen der Worte meine Stimme mit anderen verbindet – noch schöner. Ich spüre: Ich bin da nicht allein. Aber: Ich habe keine Erwartungen an Andere. Es ist eher wie Angebot – man kann mich darauf ansprechen: „Das glaubst Du wirklich? Ist ja allerhand. Warum nur?“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=43196