SWR Kultur Wort zum Tag
Manchmal kann man auf einem Schild in schwäbischen Gasthäusern lesen:»Da hocken die, die immer da hocken«. Das klingt gemütlich, nach Stammtisch und auch nach einer Portion Selbstironie. Ich höre aber auch eine leise Warnung: „Besetzt! Du - gehörst da nicht hin!“
Ich halte dann Abstand. Setzte mich nicht dazu und denke: „Die ticken anders als Du. Komm ihnen bloß nicht zu nahe.“ Doch eigentlich ist das ja auch schade: Denn zu einem Austausch kommt es so nicht.Kann das nicht auch anders gehen?
Ein Bibelwort hat mir etwas weitergeholfen, über das ich schon oft gestolpert bin. Es steht im bekannten Psalm 23. Da heißt es einmal:
„Du, Gott, bereitest vor mir einen Tisch – im Angesicht meiner Feinde.“
Noch genauer übersetzt: In der Nähe, gegenüber von Menschen, die mich bedrängen, da tischt Gott mir auf. Da setzt er mich hin.
Der Psalm soll übrigens von David stammen. Und der hatte nun wirklich nicht nur Freunde. Das schwingt in seinen Worten auch noch mit: Gerade erst hat Gott ihn gerettet – aus Bedrohungen und Abgründen – da setzt er ihn in zu seinen Widersachern an den Tisch.
Und David wird sich wohl gefragt haben: ((Was soll den das?)) Hört das denn nie auf?
Wann ist mal Schluss mit Ängsten und Spannungen? Gott könnte mich doch einfach woanders hinsetzen. Weit weg. Weg von denen, die mir fremd sind, die mich nerven und mir das Leben schwer machen.
Aber davon spricht das Gebet nicht. Gott setzt ihn bewusst da hin.Und genau da – so heißt es weiter – schenkt ER ihm voll ein. Genau da erfährt David Zuwendung.
Dieser Wink Gottes – zu einer nicht nur angenehmen Tischgemeinschaft zu gehören –ist nah dran an den Erfahrungen unserer Zeit. Und hilft mir.
„Wage Nähe zu denen, die Dich anstrengen. Halte Nähe aus mit Menschen, die dir kein Vergnügen sind. Du bist ja auch anstrengend – für Andere.“
Die Welt ist voller Spannungen. Gerade jetzt, wo sich viele in der Blase Gleichgesinnter einigeln, braucht es ein Aushalten der Anderen und ein Zugehen auf die, die immer bei den Gleichen hocken. Auch wenn es einmal schwer fällt: Trau dich!
Oft habe ich entdeckt: Gerade in der Begegnung mit Menschen, die mich auf´s Erste anstrengen und so anders sind als ich – habe ich Neues und Schönes erlebt.
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