Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

27OKT2025
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Schon wieder eine Krise. Und ich habe sie auf mich zukommen sehen: In meiner Klasse sind damals von Anfang an so viele Konflikte zwischen den Kindern, dass ich sie nicht lösen kann. Auch nicht zusammen mit den Eltern und den Streitschlichtern. Nichts, aber auch gar nichts wirkt und mit jedem Tag wächst meine Verzweiflung. Es kann doch nicht sein, dass ich als erfahrene Lehrerin so hilflos und ohnmächtig bin. Als meine Kollegin wegen dieser Situation krank wird, klappe auch ich zusammen. Ich habe so eine Angst, damit alleine zu sein. Es ist einfach zu viel.

                                

Erst da habe ich gemerkt, dass ich dringend Hilfe brauche. Gott sei Dank kam die auch. Von der Schulleitung und aus dem Kollegium. Kurzfristig haben wir die Kinder auf verschiedene Klassen verteilt, die immer aneinandergeraten sind. Langfristig haben wir entschieden, wie wir solche Situationen als Kollegium solidarisch lösen können bevor wieder jemand so an den Rand gerät. Aber für mich sind Monate vergangen, bis ich Licht am Ende des Tunnels gesehen habe.

Ich mag den Zustand in einer Krise nicht. Weil ich verunsichert bin. Ich sehe nur von einem Augenblick zum nächsten. Und weiß nicht, wie es weitergeht. Manche Menschen finden ja tatsächlich auch keinen Ausweg. Und das ist schwer. Auch ich habe jedes Mal Angst, steckenzubleiben.

Gleichzeitig mache ich in Krisen auch noch eine andere Erfahrung: Irgendwann, mittendrin taucht der Gedanke auf: Ich hab noch jede Krise aushalten können. Keine ist geblieben. Mit jeder weiteren habe ich noch besser verstanden, was ich brauche, um durchzuhalten. Und ich weiß, wer mir hilft, wenn ich feststecke.

Mittendrin in dieser Krise mit meiner Klasse habe ich mich erinnert: Wenn ich wirklich schwierige Zeiten überstanden habe, ging es mir anschließend besser als davor. Ich habe mich reifer und lebendiger gefühlt. So schaue ich nun tatsächlich auch auf diese letzte Krise zurück. Und habe verinnerlicht: Selbst als gestandene Lehrerin mit viel Erfahrung kann ich nicht alles schaffen. Ich weiß: Ich kann schon viel dafür tun, um Krisen zu bewältigen. Einfach beenden kann ich sie nicht. Dann brauche ich Vertrauen und Geduld. Vertrauen darauf, dass ich nicht alleine bleibe, wenn es schwierig wird. Und Vertrauen darauf, dass ich getragen bin von Gott.

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