SWR Kultur Wort zum Tag
Zugegeben: Es fällt ganz schön schwer, immer weiter „dran“ zu bleiben.
Seit März 2022, also kurz nach Putins Überfall auf die Ukraine
treffen sich Menschen aus Trier und Umgebung zum Friedens-Gebet
im Trierer Dom – anfangs jede Woche, in der Hoffnung,
dass der Krieg bald zu Ende geht.
Aber schon bald nur noch einmal im Monat,
immer am 24. – am 24. Februar hatte der aktuelle Krieg ja angefangen.
Ein schnelles Ende wäre ein grausames und hässliches Ende gewesen,
jedenfalls für die Ukraine;
ein paar Wochen hat die überfallene Armee dann schon noch gebraucht,
die russischen Truppen zu stoppen und teilweise zurückzudrängen.
Und welches verbrecherische Chaos hatten die schon angerichtet,
wo sie Gott sei Dank nur kurz geherrscht und gewütet hatten.
Seither geht es aber immer weiter mit dem Versuch,
die Ukraine zu zerstören,
die Menschen zu zermürben,
den Winter noch grausamer werden zu lassen als in den letzten Jahren.
Drei Jahre und acht Monate lang immer neue Angriffe und immer neuer Tod
mit noch raffinierteren Waffen und Methoden.
Es fällt schwer, dran zu bleiben am Gebet um Frieden und Gerechtigkeit;
aber was ist das für eine Beschwernis – verglichen mit der Bedrohung,
unter der Familien und Einzelmenschen, Alte und Junge im ganzen Land leben,
ganz zu schweigen von den Soldaten im Grabenkrieg im Osten und Südosten.
Oder von der Unsicherheit und Angst der vielen Millionen,
die aus dem Land nach Europa gekommen sind und auch zu uns hier:
Ob die Angehörigen zu Hause die letzte Nacht überlebt haben,
ob sie Strom und Wasser haben –
von hier aus können sie denen ja nur sehr wenig helfen.
Und fühlen sich oft genug eher unwohl in einer Umgebung,
die ihnen inzwischen gelegentlich auch misstrauisch begegnet.
Gerade deshalb und auch mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine
bleiben wir dran und laden auch heute wieder ein:
Zum Gebet für die Menschen, die unter dem Krieg so sehr leiden;
und um Gottes Geist für die, die endlich etwas tun könnten,
damit erst einmal die Waffen schweigen und das Töten aufhört.
Und damit dann Verhandlungen möglich werden –
wenn es dabei nur gerecht zugeht…
Ob Beten hilft, fragen sich viele – und es ist ja klar:
Über Krieg und Frieden entscheiden eher Präsidenten und Machthaber,
militärische und wirtschaftliche Interessen.
Friedens-fähig und friedens-bereit macht Beten aber doch –
wenigstens alle, die dabei mitbeten;
wir müssen dranbleiben, auch wenn es manchmal schwerfällt.
