SWR4 Abendgedanken

24OKT2025
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Wenn ich an Büchereien denke, habe ich sofort diesen typischen Geruch von Papier in der Nase, und sehe meterlange Regale voller Bücher vor mir. Ich liebe Bibliotheken; schon immer. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sich das als Kind angefühlt hat, vor dem Regal zu stehen und endlich das Buch zu finden, das sich vor mir ständig jemand anderes ausgeliehen hatte. Endlich wissen, wie die Geschichte weitergeht. Oder wie überwältigt ich war, als ich das erste Mal in eine Universitätsbibliothek gekommen bin und gedacht habe: Selbst wenn ich jetzt mit Lesen anfangen würde und bis zum Lebensende nichts anderes täte: Ich würde nicht fertig werden mit so viel Lesestoff.

 

In der Uni-Bibliothek wird geforscht und gelernt. Meine Freundin Jana hat sich dort fast schon häuslich eingerichtet und schreibt ihre Master-Arbeit. Und in der Stadtbücherei gibt es regelmäßig Märchenstunden für Kinder, die mit leuchtenden Augen dasitzen, wenn Freiwillige die alten Geschichten für sie zum Leben erwecken. Heute ist der „Tag der Bibliotheken“, immer am 24. Oktober, schon 30 Jahre lang. Der Tag soll daran erinnern wie wichtig die über 8.000 Bibliotheken in Deutschland sind und was die Menschen leisten, die dort arbeiten.

 

Sogar in dem Dorf, wo ich lebe, in Hochdorf bei Freiburg, gibt es eine kleine Bücherei. Sie wird von der Kirchengemeinde getragen und Ehrenamtliche sorgen dafür, dass sie regelmäßig öffnet, dass neue Bücher angeschafft werden und dass man sich dort wohlfühlt. Alle paar Wochen kommen Kinder aus der Kita oder der Grundschule vorbei. So können schon die ganz Kleinen erleben, was eine Bibliothek ist und wie schön und spannend Bücher sind. Und vor den Ferien schleppen Kinder stapelweise Bücher nach Hause.

Toll ist auch ein Angebot, das es noch nicht so lange gibt: Das Bücherei-Café. Immer freitags werden Tische und Stühle rausgestellt, es gibt Kaffee, Kuchen und frische Waffeln und es ist immer was los. Das ist ein richtiger Treffpunkt fürs Dorf geworden. So wird die Bibliothek nicht nur ein Ort des Wissens und der Literatur, sondern man kann dort auch Zeit mit anderen zusammen verbringen.

Wenn mich jemand fragt, ob die Kirchen nicht Wichtigeres zu tun haben als eine Bücherei zu betreiben, dann erzähle ich ihnen genau von diesem Café. Denn das ist es, was Christen wollen: Dafür sorgen, dass Menschen zusammenkommen und über ihren eigenen Tellerrand rausschauen. Und das funktioniert einfach wunderbar bei und mit Büchern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=43160
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