Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13OKT2025
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Eine junge Frau spricht mich im Supermarkt an: „Sie sind doch Pfarrer Metz? Ich würde gerne mein Kind bei Ihnen in der Kirchengemeinde taufen lassen. Ich komme zwar nicht von hier, aber meine Eltern wohnen hier. Würde das gehen? Ich bin ein paar Wochen da und könnte auch locker die Taufvorbereitung hier mitmachen.“ Für mich kein Problem. Sie soll sich einfach im Pfarrbüro melden.

Es vergehen ein, zwei Wochen. Ich sitze in meinem Büro und die Pfarramtssekretärin kommt herein und sagt: „Es geht um eine Taufanmeldung. Ich weiß nicht so richtig, wen ich da als Vater des Kinds eintragen soll …?“ „Wie, wie sie wissen nicht, wen Sie als Vater eintragen sollen? Ich komme mal mit.“

Vorne im Büro sitzt die junge Frau, die mich beim Einkaufen angesprochen hat. Sie erklärt mir, dass sie demnächst Ihre Freundin heiratet und die ihr Kind adoptierten wird. Jetzt verstehe ich auch die leichte Verwirrung unserer Sekretärin. Ich sage der jungen Frau, dass wir leider in unserer Kirche noch nicht so weit sind, dass wir ihre Freundin anstelle des Vaters eintragen können, aber sie hat die Wahl, ob der biologische Vater eingetragen wird oder eben nicht.

Sie sagt: „Kein Problem, dann tragen Sie bitte mich allein ein. Und ich muss Ihnen noch was sagen: Ich bin aus der Kirche ausgetreten und meine Freundin gehört keiner Religion an.“ Ich denke mir: „Ok, jetzt hat sie wirklich alle Register gezogen, die nicht in unser kirchliches System passen. Sie kommt nicht vom Gebiet der Kirchengemeinde, ist homosexuell und aus der Kirche ausgetreten ist sie auch noch.“ Und ich muss innerlich schmunzeln und sage: „Alles gut. Kriegen wir hin. Falls Sie noch Fragen haben, können wir die dann gerne beim Taufgespräch klären.“ Für mich ist klar: Natürlich wird dieses Kind bei uns getauft.

Ich bin froh, dass diese junge Frau sich bei uns gemeldet hat. Denn, obwohl sie zum Beispiel durch ihren Austritt aktiv bekundet hat, dass sie nichts mehr mit der katholischen Kirche zu tun haben will, bringt sie trotzdem ihr Kind zu uns. Irgendein Wunsch nach Segen oder ein Vertrauen in Gott muss sie dazu gebracht haben. Und das ist wunderbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=43112
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