Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Letztens hatte ich einen Aha-Moment: Ich habe erlebt, wie unterschiedlich Menschen zu Entscheidungen kommen. Klar, wusste ich das schon vorher, doch nun habe ich es bildlich vor mir gesehen, in bunten Profilen, die zum Vergleich nebeneinander ausgebreitet waren. Die farbigen Balken, die bei mir ganz ausgeprägt sind, waren bei meinem Nebensitzer kaum sichtbar. Und bei ihm dominierten Farben, die bei mir kaum vorhanden sind. Die einen entscheiden intuitiv –aus dem Bauch heraus. Die anderen nehmen sich im Vorfeld unheimlich viel Zeit zum Nachdenken oder Grübeln.
Mein eigenes Profil hat mir die Augen geöffnet. Ich bin eine, die Entscheidungen vorher am liebsten mit mehreren Gesprächspartnern bespricht, durchdenkt und deren Argumente und Aspekte gegeneinander abwägt. Andere, so habe ich gelernt, machen Entscheidungen eher mit sich selbst aus und schwingen sich dazu vielleicht aufs Fahrrad. Während sie strampeln und keuchen durchdenken sie alles Für und Wider. Und wenn sie zurück sind, wissen sie, was zu tun ist. Und wieder andere, die wollen viele Möglichkeiten praktisch ausprobieren, bevor sie sich entscheiden.
Es gibt nicht die eine richtige Art und Weise zu Entscheidungen zu kommen. Das habe ich noch mal neu für mich erkannt. Und ob ich mit meiner Entscheidung tatsächlich richtig liege, kann niemand sicher sagen.
Entscheidungen sind immer riskant, weil viele Dinge mit hineinspielen, die man vorher nicht kennt.
Also besser aussitzen, um ja keine falsche Entscheidung zu treffen? Leider auch keine gute Lösung. Denn manche Zeitfenster schließen sich, wenn man zu lange wartet.
Ich mache es so, dass ich Gott bitte, dass er mir beim Entscheiden hilft, gerade dann, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. So gewinne ich Mut und hoffentlich auch Weisheit. Und so hat es auch der Psalmbeter gemacht, der zu Gott betet:
„Gib du mir rechte Einsicht und Erkenntnis; denn deinen Weisungen vertraue ich.“ (Psalm 119,66)
Und sollte sich eine Entscheidung hinterher doch als falsch herausstellen, schaue ich, wo ich noch nachsteuern kann. Denn oftmals ist eine Sache doch nicht ein für alle Mal entschieden.
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