Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

06OKT2025
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Heute ist „Tag der Gewaltfreien Kommunikation“. Der 6. Oktober ist der Geburtstag von Marshal B. Rosenberg, dem Begründer dieser Methode, die dazu verhelfen soll, dass zwischenmenschliche Beziehungen besser werden und sich Konflikte lösen. Die Leute lernen, sich ganz auf den Gesprächspartner einzulassen, mit Empathie. Oder, um es mit einem anderen Wort zu sagen: mit Mitgefühl.

Ich bin keine Expertin für diese Methode. Aber ein Freund ist voll drin im Thema und erzählt mir immer davon, wenn er bei einem Fortbildungskurs war. Letzte Woche war es wieder so weit, und er meinte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend ist, im Gespräch immer beim anderen zu sein. Immer hören, was mein Gesprächspartner braucht. Ich war abends schnitzelfertig.“

Die Bedürfnisse des Mitmenschen wahrnehmen, das war auch Jesus wichtig. Die Bibel erzählt, wie er einmal, als er in großer Runde unterwegs war, von einem Blinden laut gerufen wurde. Jesus ließ ihn zu sich führen und fragt ihn: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Und der Blinde antwortet: „Herr, ich möchte sehen können.“ Jesus sagt dann zu ihm „Sei sehend“ und im selben Moment kann der Blinde sehen.

Man kann jetzt erwidern, da hätte Jesus auch selbst draufkommen können, was der Blinde für einen Wunsch hat. Und doch ist es gut, dass er gefragt wird und es selbst ausspricht. Wie oft nehmen Leute nur an, zu wissen, was jemand braucht und werden dann schon tätig, und liegen in ihrer Einschätzung leider voll daneben. Bedürfnisse wahrnehmen. Darum geht es. Und dafür braucht es Empathie.

Mitgefühl braucht es nicht nur für mein Gegenüber, sondern auch für mich selbst. Die eigenen Gefühle wahrnehmen und verstehen, welche Bedürfnisse dahinterstehen, ist ebenfalls wichtig für gute Gespräche. Denn nur wenn ich meine Gefühle wahrnehme, kann ich verstehen, was in mir drin los ist und warum ich auf Menschen wie reagiere. Marshal B Rosenberg sagte den steilen Satz: „Wenn sich zwei Menschen verstehen, ist das ein Glücksfall.“

Schade eigentlich, mir wäre es lieber gewesen, das wäre der Normalfall. Doch üblicherweise braucht es mehrere Schleifen, bis wir uns sicher sein können, dass das, was mein Gesprächspartner mir vermitteln will, auch bei mir ankommt und umgekehrt.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass der heutige Tag einer mit gelingender Kommunikation wird.

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