SWR Kultur Lied zum Sonntag

14SEP2025
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ein fast grenzenloses Gottvertrauen – das strahlt unser Lied zum Sonntag heute aus. Ein Kinderlied ist es – und lange Zeit ein vielgesungener Klassiker in jeder Kinderkirche: Meinem Gott gehört die Welt.

Strophe 1

Eine schlichte Melodie und einfache Worte. Und doch steckt schon in dieser ersten Strophe ein grundlegendes Bekenntnis. Eines, das nicht nur eine religiöse, sondern auch eine politische Dimension hat:

Meinem Gott gehört die Welt. Meinem Gott das Himmelszeit. Ihm gehört der Raum, die Zeit – als Arno Pötzsch, damals Vater von zwei kleinen Töchtern, diese Zeilen im Jahr 1934 geschrieben hat, waren es in Deutschland die Nazis, die den totalen Anspruch auf das Leben und Denken erhoben haben

Meinem Gott gehört die Welt – und nicht dem Führer. Das Kinderlied sagt in einfachen Worten das, was im gleichen Jahr auch die Synode der Bekennenden Kirche in Barmen festgehalten hat: Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären. So heißt es in der Zweiten Barmer These.

Nur Gott bin ich zu eigen, sagt auch Pötzsch in seinem Lied.

Strophe 2+3

Ganz in Gottes Hand geborgen, immer von ihm geführt und begleitet, und ganz in seinen Willen ergeben – mir selbst fällt es nicht immer leicht, das so mitzusingen.

Doch auch Arno Pötzsch, der so gedichtet hat, kannte Zweifel. Im Ersten Weltkrieg hatte er sich als Siebzehnjähriger freiwillig zur Marine gemeldet. Nach Ende des Krieges wollte er Religionslehrer werden, brach die Ausbildung aber nach einem Jahr ab. Sein Selbstvertrauen und auch sein Gottvertrauen waren tief erschüttert, er litt unter Depressionen. Er fand Halt in der Herrnhuter Brüdergemeine und ließ sich dort zum Erzieher und Sozialarbeiter ausbilden. Erst als Dreißigjähriger begann er noch ein Theologiestudium. In seinen Liedern spiegelt sich kein kindliches, sondern eher ein trotziges Vertrauen – gegen die erlebte und erlittene Wirklichkeit.

Meinem Gott gehört die Welt – heute ist das Lied aus der Mode gekommen. Die Kinder in meinen Grundschulklassen wünschen sich Melodien mit mehr Drive.

Bei einem Thema singen wir das Lied aber trotzdem jedes Mal. Dann, wenn es um Sterben und Tod geht. Wenn wir vorher zusammen auf dem Friedhof waren. Und ein Kind erzählt hat, wie es war, als der Uropa gestorben ist. Dann tut das Lied uns allen gut. Die feste Zuversicht, die es bekennt: Wir sind in Gottes Hand – im Leben und im Tod.

Strophe 6

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42959
weiterlesen...